Aktuelle Nachrichten zu Lufthygiene, Corona und COVID-19 aus Forschung und Wissenschaft.
Corona-Impfstoffe gegen Südafrika-Virus um Faktor 6,5 bis 8,6 wirkungsschwächer
Die B.1.351-Mutation des SARS-CoV-2-Virus (Südafrika-Variante) scheint aktuellen Forschungsberichten zufolge gegen aktuelle Impfstoffe nun doch resistenter zu sein als gedacht. Diese sogenannte „Südafrika-Variante“ sei „deutlich resistenter gegen die Neutralisierung durch Rekonvaleszentenplasma (ca.11-33fach) und Impfstoffseren (ca. 6,5-8,6fach) … und bedrohen die schützende Wirksamkeit der aktuellen Impfstoffe„.
Für die in England aufgetretene Variante B.1.1.7 hingegen geben die Forscher in Sachen Impfwirkung Entwarnung. Hier würden die bislang getesteten Impfungen „weitgehend“ ähnlich wirken wie gegen die frühe COVID-2-Variante.
Quelle: https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2021.01.25.428137v2.
Männer sterben eher an COVID-19 als Frauen
Nicht nur das Alter erhöht das Risiko an COVID-19 zu sterben, sondern auch das Geschlecht: Das Sterberisiko von Männern ist 70% höher, als das von Frauen. Statistisch ist dies laut einer aktuellen Veröffentlichung in der Zeitschrift Science erwiesen. Dafür scheint es nicht nur soziale, sondern auch handfeste medizinische Gründe zu geben. Forscher verweisen auf vergleichbare geschlechtsspezifische Unterschiede bei HIV und beim Hepatitis-B-Virus. Für beide weisen Männer höhere Viren-Lasten auf.
In Bezug auf COVID-19 spielen zum einen die Chromosome eine Rolle. Wichtige immunbezogene Gene werden auf dem X-Chromosom kodiert. Zum anderen scheint das weibliche Geschlechtshormon Östrogen eine wichtige Rolle beim Schutz vor SARS-CoV-Infektionen zu spielen.
Bürger fühlen sich immer schlechter über Maßnahmen gegen Corona-Pandemie informiert.
Dies zeigt die aktuelle Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Andererseits hält die Mehrheit die beschlossenen Maßnahmen nach wie vor für angemessen: 3 von 4 befürworten die beschlossene Reihenfolge für den Impfschutz und die Kontktbeschränkungen. Die Schließung von Geschäften befürworten nur 56 %. Mehr zur Umfrage: https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2021/04/corona_impfung__vorgehen_trifft_auf_zustimmung-265683.html.
Schlechtere Wirkung des Impfstoff von AstraZeneca bei Senioren ist nicht erwiesen
Zahlreiche Medien von BILD bis Handelsblatt spekulieren derzeit unter Berufung auf einen Bericht im Fachmagazin Lancet vom November 2020 über eine mangelhafte Wirksamkeit des Impfstoffs des Herstellers AstraZeneca bei älteren Menschen. Wer aber den Forschungsbericht in der Lancet gewissenhaft – jedenfalls in seiner aktuellen Version – liest, der wird feststellen, dass davon derzeit gar nicht die Rede sein kann. Vielmehr erklären die Verfasser der Studie, dass auf Grund der Studienanlage über die Wirksamkeit des Impfstoffs bei älteren Menschen derzeit keine abschließende Aussage getroffen werden kann: „Weitere Studien … zur Untersuchung der Wirksamkeit bei älteren Erwachsenen sind nun erforderlich.“ Auch die Wirksamkeit bei sehr schweren Krankheitsverläufen war beim Abfassen der Studie noch nicht final gesichert. Bei der Impfung mit AstraZeneva gilt wie bei allen Impfungen: sie vermitteln keinen 100%igen Schutz, sondern erhöhen grundsätzlich den Schutz. Es gibt Personengruppen, die auch nach einer Impfung erkranken werden. Eine Aussage, dass Ältere grundsätzlich bei diesem Impfstoff nach heutigem Kenntnisstand stärker gefährdet sind, ist falsch. Wir haben Lancet für Sie im Original gelesen. Falls Sie es selbst lesen wollen: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)32623-4/fulltext
Kinder und Jugendliche von England-Variante des Corona-Virus genauso stark betroffen wie Erwachsene
Eine aktuelle Forschungsarbeit der University of Oxford belegt, dass die neue SARS-CoV-2-Variante aus England die Ansteckungsgefahr erhöht, aber nicht die Virenlast verändert. Gleichzeitig belegt die Untersuchung, dass das Ansteckungsrisiko für Kinder und Jugendliche bei der neuen Spielart des Corona-Virus genau so groß ist wie bei Erwachsenen:
„Unsere Ergebnisse, dass es keine Hinweise auf einen Unterschied in den SGTF-Wachstumsraten zwischen Kindern und Erwachsenen gibt, sprechen nicht dafür, dass B.1.1.7/VOC202012/01 besonders angepasst ist, um sich schneller bei Kindern zu übertragen. Die derzeit höheren Positivitätsraten bei Kindern und jungen Erwachsenen in Großbritannien bedeuten jedoch unweigerlich, dass die gleichen Wachstumsraten zu einer höheren Anzahl von Neuinfektionen bei diesen Altersgruppen führt.“
Unter „SGTF-Wachstumsraten“ ist die Wachstumsrate der SARS-Virenpopulation zu verstehen.
Die Studie wurde zwischen Ende September 2020 und Anfang Januar 2021 durchgeführt und am 15. Januar veröffentlicht.
Quelle: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.01.13.21249721v1.full.pdf
Richtiges Lüften in Kraftfahrzeugen
Eine neue Studie der Brown University (USA) analysiert das Strömungsverhalten von Aerosolen in Innenräumen fahrender Kraftfahrzeuge um herauszufinden, ob man und gegebenenfalls welche Fenster man beim Fahren öffnen sollte. Die Messungen wurden an einem Toyota Prius vorgenommen und sind vermutlich nur auf vergleichbare Fahrzeuge übertragbar. Die Insassen saßen diagonal zueinander, was eine übliche Anordnung in Taxis und Mitfahrgelegenheiten ist.
Das Forscherteam fand heraus, dass das Öffnen der diagonal gegenüberliegenden Fenster eine Strömung erzeugen kann, die die Ansammlung von Aerosolen in der Kabine eines Autos drastisch reduziert. es ist ausreichend die Fenster nur halb zu öffnen. Das Öffnen um einen kleinen Spalt war nicht ausreichend. Quelle: Science Advances.
Airborne: Neues Tool zur Berechnung der Virenlast in geschlossenen Räumen
Forscher der University of Cambridge und des Imperial College London haben ein Tool entwickelt, mit dem sich die Strömungsmechanik von Aerosolen in schlecht belüfteten Räumen analysieren lässt. es belegt unter anderem, dass sich das Corona-Virus innerhalb weniger Sekunden über mehr als zwei Meter ausbreiten kann.
Das Simulationsmodell zeigt auch, dass Sprechen im Raum gefährlicher ist, als Husten. Beim Sprechen atmen wir kleinere Tröpfchen oder Aerosole aus, die sich leichter im Raum verteilen und ansammeln. Im Gegensatz dazu werden beim Husten mehr große Tröpfchen ausgestoßen, die sich eher auf Oberflächen absetzen, nachdem sie ausgestoßen wurden.
Im Ergebnis raten die Autor dringend zur Nutzung von Masken und zum regelmäßigen Lüften. Die Einhaltung von Mindestabständen ist nicht ausreichend.
Die Studie wurde online veröffentlicht:
Das Tool erlaubt die Berechnung des Ansteckungsrisikos, die Entwicklungs der Virenlast und der CO2-Konzentration im Zeitverlauf in Abhängigkeit von den Raumverhältnissen, der Raumbelegung und der Belüftung. Auch das Tool steht der Allgemeinheit im Internet zur Verfügung:
Corona-Prävention: Analyse zum Strömungsverhalten von Aerosolen in Autos
Eine neue Studie der Brown University (USA) analysiert das Strömungsverhalten von Aerosolen in Innenräumen fahrender Kraftfahrzeuge um herauszufinden, ob man und gegebenenfalls welche Fenster man beim Fahren öffnen sollte. Die Messungen wurden an einem Toyota Prius vorgenommen und sind vermutlich nur auf vergleichbare Fahrzeuge übertragbar. Die Insassen saßen diagonal zueinander, was eine übliche Anordnung in Taxis und Mitfahrgelegenheiten ist.
Das Forscherteam fand heraus, dass das Öffnen der diagonal gegenüberliegenden Fenster eine Strömung erzeugen kann, die die Ansammlung von Aerosolen in der Kabine eines Autos drastisch reduziert. es ist ausreichend die Fenster nur halb zu öffnen. Das Öffnen um einen kleinen Spalt war nicht ausreichend.
Quelle: https://advances.sciencemag.org/content/7/1/eabe0166
Neue Studie mit Daten zu Spätfolgen von COVID-19
Möglicherweise ist die Corona-Todesrate noch höher, als bislang vermutet. Alarmierende Daten zu Spätfolgen bei COVID-19-Patienten der University of Leicester lassen dies vermuten: Von 47.780 Patienten, die als geheilt aus britischen Krankenhäusern entlassen wurden, musste innerhalb von fünf Monaten beinahe jeder Dritte nach einem Rückfall erneut ins Krankhaus eingewiesen werden (29,4 %), jeder achte starb sogar (12,3 %).
„Dies ist die größte Studie über Menschen, die aus dem Krankenhaus entlassen wurden, nachdem sie mit COVID-19 eingeliefert wurden“, sagte der Autor der Studie Kamlesh Khunti, Professor für Primärversorgung Diabetes und Gefäßmedizin an der Universität von Leicester.
Die Langzeitfolgen, die zu solch dramatischen Folgeerkrankungen führen sind for allem Herz-, Nieren- und Leberprobleme sowie Diabetes. es steht zu befürchten, dass viele dieser Todesfälle gar nicht in den Statistiken mit einem Bezug zu Corona gesetzt werden.
Die Studie wurde am 18.01.2021 veröffentlicht: https://www.arabnews.com/node/1794621/world
Gedächtniszellen schützen nach Corona-Infektion rund 6 Monate vor Neuerkrankung
Wissenschaftler an der Rockefeller University, New York, haben jetzt herausgefunden, dass Patienten, die von einer COVID-19-Infektion genesen sind, über sogenannte „Gedächtniszellen“ eine begrenzte Immunität gegenüber einer Neuerkrankung über wenigstens sechs Monate aufrechterhalten. Während die Anzahl der Antikörper nach Abklingen der Erkrankung rasch abnimmt und deshalb eine Neuinfektion eigentlich relativ schnell wieder möglich wird, bleibt die Anzahl sogenannter „Gedächtnis-B-Zellen“ über einen langen Zeitraum konstant. Die Autoren der Studie berichten: „Die Beobachtung, dass Gedächtnis-B-Zell-Antworten nach 6,2 Monaten nicht abklingen, sondern sich weiter entwickeln, deutet stark darauf hin, dass Personen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, bei einer erneuten Exposition eine schnelle und effektive Antwort auf das Virus aufbauen könnten.“
Die Studie wurde am 18. Januar komplett veröffentlicht: https://www.nature.com/articles/s41586-021-03207-w
Illustration: Andrey Popov @ AdobeStock . com