Aktuelle Nachrichten zu Lufthygiene, Corona und COVID-19 aus Forschung und Wissenschaft.
Israelisches Krankenhaus berichtet Durchbruch bei der Entwicklung eines Corona-Medikaments
Am Ichilov-Klinikum in Tel Aviv wurde Presseberichten zufolge jetzt im Rahmen einer Phase-I-Studie ein neues Medikament erfolgreich an Corona-Patienten getestet. Von 30 Patienten konnten 29 nach der Behandlung das Krankenhaus schon nach drei bis fünf Tagen verlassen. Der 30. Patient erholte sich ebenfalls, aber es dauerte länger.
![Nadir Arber](https://i0.wp.com/lufthygienepro.de/wp-content/uploads/2021/02/Nadir-Arber.jpg?resize=200%2C199&ssl=1)
Prof. Nadir Arber
Das Medikament, entwickelt von Prof. Nadir Arber, beruht auf Exosomen, die für die Kommunikation zwischen Zellen verantwortlich sind. Sie liefern im Rahmen der Corona-Behandlung das CD24-Protein in die Lunge. Dieses Protein beruhigt das Immunsystem. Der Wirkstoff wird durch mehrmalige Inhalation verabreicht. Die meisten Patienten, die EXO-CD24 erhielten, zeigten bereits nach zwei Tagen eine deutliche Besserung ihres Gesundheitszustands. Sobald die israelischen Behörden eine vorläufige Genehmigung erteilt haben soll das Medikamnt an weiteren Patienten getestet werden. Dann sollen auch Tests an den neuen britischen, südafrikanischen und brasilianischen COVID-19-Varianten erfolgen.
Quelle: u.a. Jerusalem Post.
B.1.1.7 verdoppelt seinen Anteil in USA alle eineinhalb Wochen
Aktuelle Daten einer auf MedRxiv veröffentlichten Studie zufolge breitet sich die englische Coronavirus-Variante B.1.1.7 schnell in den Vereinigten Staaten aus. Sie verdrängt andere Stämme und verdoppelt seinen Anteil unter den bestätigten Infektionen in den U.S.A. derzeit alle anderthalb Wochen. Quelle: MedRxiv
Der russische Impfstoff Sputnik V belegt in einer Studie eine Wirksamkeit von 91,6%.
Der in Russland entwickelte Corona-Impfstoff Gam-COVID-Vac, besser bekannt als Sputnik V, konnte in einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie eine Wirksamkeit von 91,6% gegen COVID-19 Viren nachweisen. Die Studie wurde zwischen dem 7. September 2020 und dem 24. November 2020 mit 21.977 Erwachsenen aller Altersklassen durchgeführt. dabei unterscheidet sich die Wirksamkeit in den Altersklassen kaum.
Die im englischen Fachmagazin Lancet vorgestellten Ergebnisse lassen jedoch keine Rückschlüsse auf die Wirksamkeit von Sputnik V für die neuen Viren-Varianten aus England, Südafrika und Brasilien zu.
Quelle: Lancet
Neue Corona-Viren-Mutanten führen die Strategie der Durchseuchung endgültig ad absurdum
Anders als die englische Mutation (B.1.1.7) des Corona-Virus scheinen die brasilianische (P.1) und die südafrikanische (B.1.351) Mutation auch bereits genesene Patienten erneut zu befallen. In Südafrika hat sich die neue Virenvariante in einer Region entwickelt, in der bereits rund 40% der Menschen an COVID-19 erkrankt waren (Quelle). In der Region um Manaus waren es sogar schon rund 75% (Quelle). Damit ist auch die Strategie einer „Durchseuchung“, wie sie Experten in den Niederlanden oder in Schweden lange Zeit verfolgten ad absurdum geführt.
Florian Schumann und Jakob Simmank weisen in einem lesenswerten Artikel in der ZEIT darauf hin, dass die Wirksamkeit der vorhandenen Impfstoffe auf die neuen Virenmutationen kritisch zu hinterfragen ist. Aktuellste Daten des Herstellers Novavax belegen nun, dass deren neuester Impfstoff mit der Südafrika-Variante erheblich Probleme hat.
Neuer Impfstoff von Novavax mit guten Ergebnissen
Novavax hat nach eigenen Angaben für seinen COVID-19-Impfstoff NVX-CoV2373 in der UK Phase 3-Studie eine klinische Wirksamkeit von 89,3 % nachgewiesen. Dieser Wert berücksichtigt bereits einen hohen Anteil der neuartigen englischen Virus-Variante. Die Wirksamkeit gegenüber dem sogenannten Großbritannien-Virus B.1.1.7/VOC202012/01 legt demnach bei 85,6 %. Gegenüber dem ursprünglichem COVID-19-Virus liege die Wirksamkeit bei 95,6 %. Dies wäre ein vergleichbarer Wert, wie bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna.
An der Studie nahmen mehr als 15.000 Teilnehmer im Alter von 18 bis 84 Jahren teil, darunter 27% über 65 Jahre.
Impfstoff schützt gegen Südafrika-Mutation erheblich schwächer
Das Unternehmen berichtet auch über Ergebnisse von Studien in Südafrika. Dort konnte für den Impfstoff eine Wirksamkeit von 60 % gegenüber der Südafrika-Variante des COVID-19-Virus nachgewiesen werden. In einer Presseerklärung berichtet das Unternehmen auch, dass Patienten, die zuvor an der ersten Variante von COVID-19 erkrankt und genesen waren, durch die Erstinfektion nicht vor der neuen Südafrika-Mutation des Virus geschützt waren.
Quelle: Novavax
Corona-Impfstoffe gegen Südafrika-Virus um Faktor 6,5 bis 8,6 wirkungsschwächer
Die B.1.351-Mutation des SARS-CoV-2-Virus (Südafrika-Variante) scheint aktuellen Forschungsberichten zufolge gegen aktuelle Impfstoffe nun doch resistenter zu sein als gedacht. Diese sogenannte „Südafrika-Variante“ sei „deutlich resistenter gegen die Neutralisierung durch Rekonvaleszentenplasma (ca.11-33fach) und Impfstoffseren (ca. 6,5-8,6fach) … und bedrohen die schützende Wirksamkeit der aktuellen Impfstoffe„.
Für die in England aufgetretene Variante B.1.1.7 hingegen geben die Forscher in Sachen Impfwirkung Entwarnung. Hier würden die bislang getesteten Impfungen „weitgehend“ ähnlich wirken wie gegen die frühe COVID-2-Variante.
Quelle: https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2021.01.25.428137v2.
Männer sterben eher an COVID-19 als Frauen
Nicht nur das Alter erhöht das Risiko an COVID-19 zu sterben, sondern auch das Geschlecht: Das Sterberisiko von Männern ist 70% höher, als das von Frauen. Statistisch ist dies laut einer aktuellen Veröffentlichung in der Zeitschrift Science erwiesen. Dafür scheint es nicht nur soziale, sondern auch handfeste medizinische Gründe zu geben. Forscher verweisen auf vergleichbare geschlechtsspezifische Unterschiede bei HIV und beim Hepatitis-B-Virus. Für beide weisen Männer höhere Viren-Lasten auf.
In Bezug auf COVID-19 spielen zum einen die Chromosome eine Rolle. Wichtige immunbezogene Gene werden auf dem X-Chromosom kodiert. Zum anderen scheint das weibliche Geschlechtshormon Östrogen eine wichtige Rolle beim Schutz vor SARS-CoV-Infektionen zu spielen.
Bürger fühlen sich immer schlechter über Maßnahmen gegen Corona-Pandemie informiert.
Dies zeigt die aktuelle Umfrage des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR). Andererseits hält die Mehrheit die beschlossenen Maßnahmen nach wie vor für angemessen: 3 von 4 befürworten die beschlossene Reihenfolge für den Impfschutz und die Kontktbeschränkungen. Die Schließung von Geschäften befürworten nur 56 %. Mehr zur Umfrage: https://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2021/04/corona_impfung__vorgehen_trifft_auf_zustimmung-265683.html.
Schlechtere Wirkung des Impfstoff von AstraZeneca bei Senioren ist nicht erwiesen
Zahlreiche Medien von BILD bis Handelsblatt spekulieren derzeit unter Berufung auf einen Bericht im Fachmagazin Lancet vom November 2020 über eine mangelhafte Wirksamkeit des Impfstoffs des Herstellers AstraZeneca bei älteren Menschen. Wer aber den Forschungsbericht in der Lancet gewissenhaft – jedenfalls in seiner aktuellen Version – liest, der wird feststellen, dass davon derzeit gar nicht die Rede sein kann. Vielmehr erklären die Verfasser der Studie, dass auf Grund der Studienanlage über die Wirksamkeit des Impfstoffs bei älteren Menschen derzeit keine abschließende Aussage getroffen werden kann: „Weitere Studien … zur Untersuchung der Wirksamkeit bei älteren Erwachsenen sind nun erforderlich.“ Auch die Wirksamkeit bei sehr schweren Krankheitsverläufen war beim Abfassen der Studie noch nicht final gesichert. Bei der Impfung mit AstraZeneva gilt wie bei allen Impfungen: sie vermitteln keinen 100%igen Schutz, sondern erhöhen grundsätzlich den Schutz. Es gibt Personengruppen, die auch nach einer Impfung erkranken werden. Eine Aussage, dass Ältere grundsätzlich bei diesem Impfstoff nach heutigem Kenntnisstand stärker gefährdet sind, ist falsch. Wir haben Lancet für Sie im Original gelesen. Falls Sie es selbst lesen wollen: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)32623-4/fulltext
Kinder und Jugendliche von England-Variante des Corona-Virus genauso stark betroffen wie Erwachsene
Eine aktuelle Forschungsarbeit der University of Oxford belegt, dass die neue SARS-CoV-2-Variante aus England die Ansteckungsgefahr erhöht, aber nicht die Virenlast verändert. Gleichzeitig belegt die Untersuchung, dass das Ansteckungsrisiko für Kinder und Jugendliche bei der neuen Spielart des Corona-Virus genau so groß ist wie bei Erwachsenen:
„Unsere Ergebnisse, dass es keine Hinweise auf einen Unterschied in den SGTF-Wachstumsraten zwischen Kindern und Erwachsenen gibt, sprechen nicht dafür, dass B.1.1.7/VOC202012/01 besonders angepasst ist, um sich schneller bei Kindern zu übertragen. Die derzeit höheren Positivitätsraten bei Kindern und jungen Erwachsenen in Großbritannien bedeuten jedoch unweigerlich, dass die gleichen Wachstumsraten zu einer höheren Anzahl von Neuinfektionen bei diesen Altersgruppen führt.“
Unter „SGTF-Wachstumsraten“ ist die Wachstumsrate der SARS-Virenpopulation zu verstehen.
Die Studie wurde zwischen Ende September 2020 und Anfang Januar 2021 durchgeführt und am 15. Januar veröffentlicht.
Quelle: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.01.13.21249721v1.full.pdf
Illustration: Andrey Popov @ AdobeStock . com