Praxis – Praktische Helferlein für eine bessere Luftqualität

Luftqualität ist kein Zustand, sondern ein Ziel und eine bessere Lufthygiene ist eine tägliche Herausforderung. Die gilt im privaten Umfeld nicht anders, als am Arbeitsplatz. Und dies gilt für jeden Einzelnen von uns und dies gilt im gesamtgesellschaftlichem Rahmen.

In Deutschland hat das Thema Luftqualität und Luftverschmutzung durch die Corona-Pandemie in der öffentlichen Wahrnehmung an Bedeutung gewonnen. Vor Corona war es ein wenig still geworden um das Thema. Jedenfalls wurde vor zwanzig Jahren – und erst recht in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts – viel intensiver über Smog und Atemwegserkrankungen diskutiert. Sicherlich ist „der Himmel über der Ruhr“ tatsächlich ein wenig blauer geworden, unsere Autos sind ein wenig sauberer, unsere Industrieschornsteine ein wenig weniger rußend. Betrachtet man die Entwicklung der Anzahl der Google-Suchabfragen nach „Luftverschmutzung“ in Deutschland seit 2004 wird dieser Trend offensichtlich:

Google Luftverschmutzung

Erkennbar ist auch der „Peak“ im Frühjahr 2020: plötzlich interessieren sich die Menschen wieder für das Thema. Mit dem Corona-Virus wächst das Bewusstsein für Lufthygiene wieder an. Je mehr klar wird, dass der Virus sich nicht nur über Hautkontakt überträgt, sondern – sogar in der Linie – „durch die Luft“, desto wichtig wird den Menschen wieder eine saubere Luft.

Dabei geht es bei Lufthygiene nicht nur um Virenschutz, sondern ganz grundsätzlich um unser Wohlbefinden. Wir alle wissen, dass wir schlechter schlafen in einem Raum mit verbrauchter Luft, dass wir uns schlechter konzentrieren können in einem Raum mit verbrauchter Luft, dass wir uns unwohl fühlen in einem Raum mit wenig Sauerstoff.

Dabei sind wir Menschen sicherlich unterschiedlich in unseren Ansprüchen, der eine fühlt sich besser in einer kühleren Umgebung, die andere zieht ein wärmeres Klima vor. Und doch gibt es allgemeine Richtwerte für ein gesundes und für die meisten angenehmes Wohlfühlklima.

Richtwerte für ein allgemeines Wohlfühlklima

Die meisten Experten raten zur Einhaltung folgender Richtwerte:

  • Die Raumtemperatur sollte sich zwischen 20 und 24 Grad Celsius bewegen.
  • Die optimal Luftfeuchtigkeit liegt zwischen 40 und 60 Prozent. Über 60 Prozent entwickelt sich schnell Schimmel an Wände und Zimmerdecken, unter 40 Prozent trocknen die Schleimhäute aus und wir werden anfällig für Erkältungskrankheiten – und Virenansteckungen.
  • Der Kohldioxidgehalt sollte möglichst unter 1.000 ppm, besser noch unter 700 ppm liegen. Im Freien liegt er – bei geringer Luftverschmutzung – bei rund 400 ppm.

Automatisch stellen sich diese Werte in unseren Räumen aber nicht ein. Wir müssen schon etwas dafür tun, dass sich eine gesunde Luftqualität einstellt. Was  zu tun ist, hängt von vielen Faktoren ab:

  • von der Bauqualität unserer Wohnräume
  • von der Ausstattung der Räume – zum Beispiel mit Zimmerpflanzen
  • davon, wie viele Menschen sich in den Räumen aufhalten und was diese Menschen dort tun
  • vom Wetter

und von zahlreichen anderen Faktoren. Manchmal genügt es regelmäßig – und richtig (!) – zu lüften. Menschmal müssen wir aber auch mit technischem Gerät für eine gute Luftqualität sorgen, etwa mit Luftbefeuchtern.

Luftmessgeräte

In jedem Fall sollten wir die wichtigsten Kenndaten zur Luftqualität kennen und messen. Deshalb empfehlen wir unbedingt regelmäßig die Temperatur, die Luftfeuchte und den CO2-Gehalt der Luft in unseren Wohn- und Arbeitsräumen zu messen. Messgeräte hierfür sind nicht teuer. Wir stellen einige in unserer Rubrik „Raumluftmessgeräte“ vor.

Luftbefeuchter

BogenhanfFür eine ausreichende Luftfeuchte genügt es häufig schon, wenn wir Zimmerpflanzen anschaffen. Die US-Raumfahrtbehörde NASA hat übrigens eine Liste der am besten für die Lufthygiene geeigneten Zimmerpflanzen erstellt und dabei besonders viel Wert auf die Fähigkeit der Pflanzen zur Reinigung der Luft beizutragen gelegt. Die Favoriten der Astronauten-Behörde sind:

Efeu, Blattfarne , Bogenhanf , Birkenfeige , Drachenbäume, Chrysantheme, Grünlilie , Efeutute, Philodendron.

Ergänzend zur NASA-Studie sei noch auf einen spannenden kleinen Vortrag von Kamal Meattle auf der TED Konferenz 2009 verwiesen. Der Forscher Kamal Meattle zeigt, wie eine Anordnung von drei gewöhnlichen Zimmerpflanzen, die an bestimmten Stellen in einer Wohnung oder einem Bürogebäude eingesetzt werden, zu einer messbar saubereren Raumluft führen kann.

 

Und wenn Sie gar nicht auf einen Urwald am Schreibtisch stehen, dann versuchen Sie es doch mit einem Luftbefeuchter.

 

Luftfilter

Die dritte Kategorie der technischen Helferlein sind die Luftfilter. Sie reinigen die Luft von Schwebstoffen aller Art, von Pollen über Grobstaub bis hin zu Aerosolen. Luftfilter gibt es immer schon und sie waren immer schon von großer Bedeutung, am Arbeitsplatz um Staub einzufangen, für Allergiker um zum Beispiel Pollen abzufangen. Im Zeitalter von Corona gibt es auch Luftfilter, die selbst die allerkleinsten Corona-Viren zuverlässig herausfiltern. Das man für die verschiedenen Partikel auch unterschiedlicher Filter benötigt wird klar, wenn man sich deren Größenverhältnisse einmal verdeutlicht:

  • Pollen sind zwischen 10 und 100 µm groß
  • Schimmelpilzsporen: 3 – 200 µm
  • Asbest: 0,018 – 0,03 µm im Durchmesser und 0,2 – 200 µm in der Länge
  • Grobstaub: > 10 µm. Der bleibt in der Nase hängen.
  • Feinstaub: 0,1 bis 10 µm. Wandert in die Lunge.
  • Aerosole: 0,1 – 10 µm
  • Viren: 0,06 – 0,1 µm

Wer also wirklich Wert auf eine bessere Luftqualität legt, der sollte immer in ein Raumluftmessgerät investieren. Un – d er sollte sich um gutes Lüften kümmern und vielleicht auch um Pflanzen im Raum. Und er sollte sich – bei Bedarf – über Luftbefeuchter oder -filter informieren. Man muss nicht alles haben, aber man sollte Bescheid wissen.


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