Das Virus und wie es sich überträgt

Virenübertragung

COVID-19 und Lufthygiene – Die drei Übertragungswege

Wege der Virenübertragung

Die drei Wege der Virenübertragung

Virenübertragung über die Haut

Erinnern Sie sich noch, wie alles begann? Am 20. Januar 2020 gelangte das Corona-Virus nach Deutschland, genauer nach Stockdorf, in einen Meetingraum des Automobilzulieferers Webasto. Zwei Tage später übertrug sich das Virus auf einen Mitarbeiter in der Kantine – über einen Salzstreuer. Es handelte sich also um eine klassische Virenübertragung über die Haut. Dies ist der bekannteste Übertragungsweg und zugleich der Weg, den man am besten bekämpfen kann: Händewaschen ist das erste wichtige Mittel im Kampf gegen den Virus.

Virenübertragung über Tröpfchen

Der zweite Übertragungsweg sind die „ballistischen Tröpfchen“. Das kennen wir alle vom Schnupfen: „bloß nicht Anniesen“. Atem- oder Speichelteilchen, die etwa ein Zehntel Millimeter groß sind, übertragen Viren „huckepack“ direkt von Mensch zu Mensch. Deshalb soll man in die Armbeuge niesen und husten. Treffen Viren auf kein Gegenüber, fallen sie nach ein bis zwei Metern zu Boden. Deshalb reichen etwa eineinhalb Meter Abstand, um diesen Übertragungsweg zu verhindern.

Virenübertragung durch Aerosole

Beim dritten Übertragungsweg genügen diese eineinhalb Meter jedoch nicht mehr: Aerosole sind kleinere Partikel. Sie treiben frei in der Luft, je nach Luftzirkulation über mehrere Meter weit und halten sich zum Teil über mehrere Stunden in der Schwebe. Man infiziert sich durch das Einatmen über Nase oder Mund und manchmal sogar durch die Ablagerung auf den Augen. Die Bedeutung der Aerosole als Übertragungsweg wurde in der Wissenschaft lange unterschätzt. Heute ist aber erwiesen, dass nicht nur COVID-19, sondern auch andere Krankheiten wie zum Beispiel Masern zu einem erheblichen Teil über Aerosole übertragen werden.

Konsequenzen für eine vernünftige Vorsorge

Durch die medizinische Forschung ist nachgewiesen, dass alle drei genannten Übertragungswege für COVID-19 relevant sind. Umso seltsamer ist es, dass einige häufig gehörte Ratschläge dieses Wissen nicht berücksichtigen:

So wird oft empfohlen, Räume gut zu lüften und (nur dann) Mund-Nasen-Masken zu tragen, wenn ein Mindestabstand von eineinhalb Metern zu anderen Menschen nicht einzuhalten ist. Das Lüften hilft nämlich gar nicht gegen die Tröpfchenübertragung, sondern nur gegen die Ansteckung durch Aerosole. Aerosole aber machen nach eineinhalb Metern nicht halt. So richtig und wichtig also gutes Lüften ist, so wichtig und richtig ist es deshalb auch, in geschlossenen Räumen immer eine Mund-Nasen-Maske zu tragen, auch wenn der Mindestabstand von eineinhalb Metern zu anderen Menschen eingehalten werden kann. Deshalb empfehlen wir dringend, in geschlossenen Räumen sowohl gut zu lüften als auch eine Mund-Nasen-Maske wann immer möglich zu tragen.

Wie lange lebt ein COVID-19-Virus?

COVID-19-Viren sind nicht unsterblich. Nach allem was wir heute wissen, lebt ein Virus bei einer normalen Raumtemperatur von circa 20 Grad Celcius selten länger als zwei Stunden.

Kleiner Tipp: In der ersten Stunde der Öffnungszeiten ist die Luft in Museen und Geschäften sauberer als am späten Nachmittag.

Je kälter es ist, desto länger lebt das Virus. Erinnern Sie sich an die Skandale in den Fleischbetrieben? Da gibt es einen Zusammenhang.
Noch etwas: Je trockener die Luft ist, desto kürzer ist die Überlebenszeit des Virus. Andererseits trocknen dann auch die Schleimhäute aus und machen uns anfälliger für Erkrankungen. Deshalb empfehlen die meisten Wissenschaftler heute eine mittlere Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent im Kampf gegen COVID-19.

Die Ansteckungsgefahr im Freien ist deutlich geringer

Warum ist die Ansteckungsgefahr im Freien so viel niedriger als in geschlossenen Räumen? Hier hilft wieder ein Blick auf die drei Übertragungswege:
Auf Oberflächen wird das Virus recht schnell vom Sonnenlicht zerstört. Der Zerfall eines Virus beschleunigt sich unter Einwirkung von direktem Sonnenlicht um das Sechsfache. Je nach Umgebungsbedingungen stirbt das Virus im Freien auf einer metallischen Oberfläche so in der Regel schon nach 10 bis 20 Minuten statt nach ein bis zwei Stunden ab. Das minimiert also das Übertragungsrisiko durch Hautkontakt erheblich. Der Salzstreuer im Biergarten ist weitaus ungefährlicher als der in der Betriebskantine.

Hinzu kommt, dass die Aerosole schon bei sehr wenig Wind schnell stark verdünnt werden. Es bleibt eigentlich unverändert noch das Risiko einer Übertragung durch Tröpfcheninfektion, weshalb der Mund-Nasen-Schutz bei geringen Abständen auch im Freien schützt.


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