Aktuelle Nachrichten zu Lufthygiene, Corona und COVID-19 aus Forschung und Wissenschaft.
Kanadisches Nasenspray gegen Corona
Im britischen Surrey starten heute die klinischen Versuche mit einem Nasenspray, das 99,9 Prozent bereits eingeatmeter Coronaviren abtöten soll. Das SaNOtize Stickstoffmonoxid-Nasenspray (NONS) wurde in Kanada entwickelt und befindet sich dort bereits seit mehreren Wochen im klinischen Test. Das Mittel basiert auf Stickstoffmonoxid, einem natürlichen, vom menschlichen Körper produzierten Nanomolekül mit antimikrobakteriellen Eigenschaften. Entscheidend ist, dass das Stickstoffmonoxid das Virus bereits in der Nasenschleimhaut oder im Rachen – also vor Erreichen der Lunge – abtötet. Das Spray muss also regelmäßig als Prophylaxe eingenommen werden. Es ersetzt nicht die Impfung.
„Die SaNOtize-Behandlung sollte als eine wirksame Behandlung für die oberen Atemwege angesehen werden, ähnlich wie wenn Menschen Händedesinfektionsmittel verwenden, um ihre Hände an der Außenseite des Körpers zu reinigen. Wenn Menschen potenziell exponiert sind, werden sie sprühen, um ihre oberen Atemwege zu reinigen und das Virus abzutöten, bevor es eine ernsthafte Erkrankung verursachen kann“, erklärt Rob Wilson, ein Sprecher der Firma SaNOtize.
Studie weist Zusammenhang zwischen Sepsis und CCOVID-19 detailliert nach
COVID-19 führt in aller Regel zum Tod durch ein komplexes Organversagen, durch Sepsis, populär oft auch Blutvergiftung genannt. Dies ist schon lange bekannt. Verharmloser von Corona leiten hieraus auch immer wieder die tendenziöse Behauptung ab, man sterbe nicht am Virus, sondern an anderen Krankheiten.
Allerdings wird das allgemeine Organversagen, die Sepsis, vom Virus ausgelöst. Eine Studie, veröffentlicht unter Federführung des deutschen Sepsis-Spezialisten Prof. Dr. Konrad Reinhart von der Berliner Charité, zugleich Vorstandsvorsitzender der Spesis-Stiftung, weist den Zusammenhang zwischen COVID-19 und Sepsis detailliert nach und ist jetzt online nachzulesen: https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(20)30566-3/fulltext
Alle untersuchten Patienten aus Wuhan, die an COVID-19 verstarben, erlitten eine Sepsis. „Neben der für COVID-19 typischen Lungenentzündung unterschiedlichen Schweregrads können praktisch alle anderen Organsysteme betroffen sein, was für eine Kombination aus einer direkten Schädigung durch das Virus und durch eine Sepsis spricht. Beispielsweise zeigte eine kürzlich veröffentlichte Fallstudie aus den USA, dass über 30% der Patienten Zeichen einer Leberschädigung und 75% eine verminderte Immunantwort aufwiesen.“
Studie zur Verteilung von Aerosolen in Klassenzimmern
Eine Studie der University of New Mexico untersuchte die Verteilung von Aerosolen in Klassenzimmern in Abhängigkeit von Klimaanlagen, Fensterbelüftung und Sitzordnung der Schüler*Innen. Im Ergebnis empfehlen die Forscher nicht nur eine durchgängige Belüftung der Räume durch geöffnete Fenster, sondern vor allen Dingen auch die Installation von Glaswänden im Raum um die Verteilung der Aerosole gezielt zu beeinflussen. Durch das Öffnen von Fenstern kann der Partikelaustrittsanteil um durchschnittlich 38% erhöht werden. Gleichzeitig reduziert sich die Aerosolablagerung auf Personen im Raum. Im Durchschnitt verlassen rund 69% der 1 µm großen Partikel das System, wenn die Fenster geöffnet sind. Glasbarrieren reduzieren die Aerosolübertragung großer Partikel auf Personen, die mindestens 2,40 Meter entfernt von Quellpersonen entfernt sind, um rund 92 %.
Die ideale Positionierung der Glaswände ist abhängig von der Position der Klimaanlagen, der Fenster und der Sitzanordnung bzw. der Position des Lehrpersonals.
Durch die unterschiedliche Luftzirkulation variieren die Ansteckungsrisiken für die Schüler je nach Sitzplatz um mehrere hundert Prozent. Die Ergebnisse der Studie wurden umfänglich im Internet veröffentlicht: https://aip.scitation.org/doi/10.1063/5.0029118
Britische Wissenschaftler testen Antikörper-Medikament
Britische Wissenschaftler von Astra Zeneca und vom University College London Hospitals NHS trust (UCLH) haben nach eigenen Angaben ein Antikörper-Medikament entwickelt, das bereits infizierten Corona-Patienten verabreicht werden kann und den Ausbruch der Krankheit verhindern soll. Einem Bericht des Guardian vom 25. Dezember zu Folge befindet sich das Medikament unter der Bezeichnung AZD7442 noch in der Erprobung, soll aber schon ab März oder April 2021 zur Verfügung stehen. Es könnte dann bereits Infizierten, oder auch Personen, die mit Infizierten zusammen leben verabreicht werden. Da es schneller wirkt als klassische Impfstoffe würde es diese ergänzen.
Dr. Catherine Houlihan, Virologin am UCLH: „Der Vorteil dieses Medikaments ist, dass man sofort Antikörper bekommt. … Wir könnten den Studienteilnehmern, die exponiert waren, sagen: Ja, Sie können den Impfstoff bekommen. Aber wir würden ihnen nicht sagen, dass sie damit vor der Krankheit geschützt sind, weil es dann schon zu spät ist [weil die Impfstoffe von Pfizer und Oxford erst nach etwa einem Monat volle Immunität verleihen].“
Langzeitfolgen von Corona – nicht nur bei Senioren
Mehr als 30 Prozent der Covid-19-Patienten aus der ersten Pandemie-Welle in Australien in einem Krankenhaus in Sidney litten noch mehrere Monate nach der Infektion an erheblichen Beschwerden. Dies ist das Resultat einer Langzeitstudie, die jetzt im „Medical Journal of Australia“ veröffentlicht wurde. Zu den häufigsten Symptomen gehören Brustschmerzen, Atemnot und Müdigkeit. Einige Patienten leiden unter einer „abnorm niedrigen Gesamt-Lungenkapazität“. Die Ärzte führen dies auf eine Vernarbung des Lungengewebes zurück. „Narbenbildung ist in der Regel irreversibel, und wir wissen nicht, ob die mit Covid verbundene Narbenbildung progressiv sein könnte oder nicht. Manchmal kann man eine reduzierte Lungenkapazität haben, nur weil man krank und inaktiv war … aber es wird nicht immer reversibel sein und deshalb sollten Ärzte darauf achten.“ Begleitet werden die physischen Probleme häufig von starken psychischen Störungen. Bei den betroffenen Patienten handelte es sich übrigens durchaus nicht immer um Seniorinnen oder Senioren. Das Durchschnittsalter lag bei 47 Jahren.
Umwelteinflüsse haben Auswirkung auf Verbreitung des Corona-Virus
Eine Studie, die das National Research Council of Italy gemeinsam mit chinesischen Forschern vorgelegt hat, belegt den Zusammenhang zwischen der Verbreitung des Corona-Virus und Umwelteinflüssen (Quelle: http://www.irea.cnr.it/en/). Demzufolge verbreiten sich die COVID-19-Viren umso schneller, je trockener und kälter das Klima ist und je verschmutzter die Atmosphäre ist. Luftverschmutzung trägt offensichtlich zur Verbreitung von Corona bei: „Die Ergebnisse einer … Studie in 71 italienischen Provinzen zeigen, dass Langzeitdaten zur Luftqualität signifikant mit Fällen von COVID-19 korrelierten.“
Koreanisches Studie: Übertragung des Coronavirus über mehrere Meter möglich
Eine koreanische Studie zur Übertragung des Corona-Virus in Form von Tröpfchen-Übertragung über lange Strecken – mehr als 2 Meter – durch Luftzug, zum Beispiel durch Klimaanlagen oder Zugluft, legt nahe, dass in Restaurants oder Cafeterien Mund-Nasenschutz-Masken nur während des des Essens abgenommen werden sollten. Sie sollten ansonsten auch am Platz unbedingt getragen werden. Sinnvoll wären auch Raumabschottungen zwischen Tischen und größere Abstände zwischen den Tischen. Abstände von eineinhalb Metern, wie häufig empfohlen sind durchaus nicht ausreichend. Selbstverständlich sind diese Ergebnisse auch auf andere Innenräume, zum Beispiel Schulräume oder Büros übertragbar.
Zum Teil betrugen die Entfernungen zwischen Infizierendem und Infiziertem zwischen 4,80 Meter und 6,50 Meter. Die Überlebensdauer des COVID-19-Virus in Aerosolpartikeln lag bei mehr als drei Stunden, im Einzelfall bei bis zu 16 Stunden.
Weitere Infos zur Studie finden Sie unter: https://bit.ly/3xYoor8
Illustration: Andrey Popov @ AdobeStock . com