Aktuelle Nachrichten zu Lufthygiene, Corona und COVID-19 aus Forschung und Wissenschaft.
7 neue Corona-Virus-Mutanten in den USA entdeckt
In den USA wurden nun gleich sieben neue Mutanten des Corona-Virus entdeckt. Sie alle ähneln weitgehend den englischen und südafrikanischen Varianten, haben sich aber offenbar unabhängig von diesen in mehreren us-amerikanischen Bundesstaaten entwickelt. Jeremy Kamil, Virologe an der Louisiana State University, hält dies für einen Beweis, dass die beobachtete Mutation einen klaren evolutionären Vorteil gegenüber dem Ursprungs-Virus aufweist. Das Virus sei gewissermaßen ein weiterer Beweis der Darwinschen Evotionstheorie.
„Die wiederholte Evolution eines Merkmals in unabhängigen Populationen liefert starke Hinweise auf eine Anpassung. Zwischen August und November 2020 traten sieben unabhängige Linien von SARS-CoV-2 mit S:Q677H- oder S:Q677P-Mutationen auf und gewannen an Häufigkeit. Diese zufällige Entstehung und Verbreitung auf unabhängigen genetischen Hintergründen ist bemerkenswert und lässt auf einen Fitnessvorteil schließen.“
Quelle: medRxiv: Emergence in late 2020 of multiple lineages of SARS-CoV-2 Spike protein variants affecting amino acid position 677.
Aerosol-Experte Dr. Gerhard Scheuch im Podcast: Luftfilter sind sinnvoll
Der Aerosol-Experte Dr. Gerhard Scheuch stellt heute im Podcast klar: Um sich über Aerosole mit dem Corona-Virus anzustecken muss man sich wenigstens 5 bis 15 Minuten sehr dicht bei einem Infizierten aufhalten. Beim bloßen Vorbeigehen an einem Jogger oder bei einer Zufallsbegegnung im Supermarkt kann eigentlich nichts passieren.“ Andere Begegnungen sind freilich gefährlich. Aber auch dann stecken rund 75% aller Infizierten keine anderen Personen an. Bewegt man sich also fünf Minuten oder länger in unmittelbarer Nähe eines infizierten wird es zum Glücksspiel. Dies gilt vor allem in Innenräumen. Scheuch empfiehlt auch unbedingt Luftfilter in Innenräumen. Scheuch war immerhin von 2007 bis 2013 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole. Aber hören Sie selbst. es lohnt sich: Hier gehts zum Podcast.
Das erste Coronavirus im 3D-Scan
Im Internet kursieren viele Modelle und Illustrationen zum Corona-Virus. Meistens wird es als buntes „Stachelmonster“ dargestellt. Das Problem ist aber: Coronaviren sind extrem klein. Sie haben einen Durchmesser von 80 bis 140 nm, also ca. 100 Millionstel Millimeter.
Forschern der Tsinghua-Universität in Peking gelang im Januar im Zusammenarbeit mit Experten der King Abdullah University of Science and Technology in Thuwal, Saudi-Arabien und mit Technikern der Wiener Firma Nanographics eine erste 3D-Fotografie eines SARS-CoV-2-Virus. Dabei wurde ein gefrorenes Viruspartikel in einer einzigen Kryo-Elektronentomographie eingescannt. Bisherige Abbildungen des Virus wurden stets aus mehreren Einzelaufnahmen zusammengesetzt.
Video des 3D-Scans eines SARS-CoV-2-Virus von Nanographics
Hierzu schreiben die Experten von Nanographics: „Unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Tsinghua Universität scannten SARS-CoV-2-Virionen mit der Cyro-Elektronentomographie (Cryo-ET), um Bilder des Virus in extremer Auflösung zu erhalten. Allerdings waren diese Bilder noch zu verrauscht, um in 3D dargestellt zu werden. Mit Hilfe unserer Kollegen an der KAUST konnten wir diese Scans in eine beeindruckende Visualisierung umwandeln, die die Form der SARS-CoV-2-Virionen zeigt. Indem wir verschiedene Teile der Viruspartikel identifiziert und mit künstlichen Farben eingefärbt haben, sind wir in der Lage, Ihnen zum ersten Mal echte Coronaviren in noch nie dagewesenem Detail zu zeigen.“
Die unterschiedlichen Bereiche des Virus haben sie markant eingefärbt: Für die Spikes, die für das Anhaften des Vrus an die Wirtszellen zuständig sind, wählten sie Rosa. Den Rest des Virus haben sie blau eingefärbt.
Quelle: Nanographics
Die Ansteckungsgefahr sich mit COVID-19 anzustecken ist beim Frisör erheblich geringer als beim Einkaufen
Ein Studie von TU Berlin, RKI und Berliner Charité vergleicht das Risiko sich mit COVID-19 über Aerosolpartikel in unterschiedlichen Räumen anzustecken. Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. Der Berliner Tagesspiegel hat aber wesentliche Ergebnisse veröffentlicht. Liegt das Ansteckungsrisiko beim Damenfrisör bei 0,6, so liegt der Vergleichswert im öffentlichen Nahverkehr bei o,8, im Supermarkt bei 1,0, im Kino (wenn jeder dritte Platz besetzt ist) ebenfalls bei 1,0, in der Sporthalle bei einer Belegung von 50 % der Plätze bei 1,5, im Zug bei 1,5 (wieder jeder zweite Platz belegt), im Restaurant bei 2,3 (auch hier jeder zweite Platz belegt), in der Schule bei 2,9 (50% der Plätze belegt). Bei allen Beispielen wurde davon ausgegangen, dass alle Personen eine Nasen-Mund-Maske tragen. Ohne Gesichtsschutz sind die Werte erheblich höher.
Quelle: Tagesspiegel.
„Querdenken“-Demonstrationen von Corona-Leugnern führten zu mehr COVID-19-Infektionen
Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und der Berliner Humboldt Universität erbrachte nun den Nachweis, dass „Querdenker“-Demonstrationen im vergangenen Herbst nachweislich zu einer erhöhten Anzahl von Corona-Infektionen geführt haben. Dazu haben die Autoren der Studie die Sieben-tage-Inzidenz-Werte der Landkreise ausgewertet, aus denen Busreisen auf die Berliner Groß-Demos am 7. und 18. November organisiert wurden. Die meisten Teilnehmer waren dort auf engsten raum ohne Maske unterwegs und verstießen so bewusst gegen die Auflagen zum Tragen von Masken.
In einem ersten Schritt konstatierten die Wissenschaftler einen engen Zusammenhang zwischen der regionalen Verteilern von COVID-19-Leugnern und den COVID-19-Infektionsraten. Im zweiten Schritt konnten die Forscher einen überproportionalen Anstieg der Infektionsraten nach den Demonstrationen in jenen Regionen feststellen, aus denen die Teilnehmer der Demonstrationen angereist waren: „Unsere Ergebnisse zeigen einen signifikanten Anstieg der neuen COVID-19-Fälle in den Wohngebieten der Demonstranten nach den Demonstrationen.“ Die Forscher rechnen in den betroffenen Regionen mit einer um 35,9 Prozent höheren Infektionsrate bis Ende 2020. Die Querdenker reichen ihre Demo-Mitbringsel eben auch quer an ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger weiter.
Die Studie ist öffentlich einsehbar: ZEW, Spreading the Disease: Protest in Times of Pandemics
Israelisches Krankenhaus berichtet Durchbruch bei der Entwicklung eines Corona-Medikaments
Am Ichilov-Klinikum in Tel Aviv wurde Presseberichten zufolge jetzt im Rahmen einer Phase-I-Studie ein neues Medikament erfolgreich an Corona-Patienten getestet. Von 30 Patienten konnten 29 nach der Behandlung das Krankenhaus schon nach drei bis fünf Tagen verlassen. Der 30. Patient erholte sich ebenfalls, aber es dauerte länger.

Prof. Nadir Arber
Das Medikament, entwickelt von Prof. Nadir Arber, beruht auf Exosomen, die für die Kommunikation zwischen Zellen verantwortlich sind. Sie liefern im Rahmen der Corona-Behandlung das CD24-Protein in die Lunge. Dieses Protein beruhigt das Immunsystem. Der Wirkstoff wird durch mehrmalige Inhalation verabreicht. Die meisten Patienten, die EXO-CD24 erhielten, zeigten bereits nach zwei Tagen eine deutliche Besserung ihres Gesundheitszustands. Sobald die israelischen Behörden eine vorläufige Genehmigung erteilt haben soll das Medikamnt an weiteren Patienten getestet werden. Dann sollen auch Tests an den neuen britischen, südafrikanischen und brasilianischen COVID-19-Varianten erfolgen.
Quelle: u.a. Jerusalem Post.
B.1.1.7 verdoppelt seinen Anteil in USA alle eineinhalb Wochen
Aktuelle Daten einer auf MedRxiv veröffentlichten Studie zufolge breitet sich die englische Coronavirus-Variante B.1.1.7 schnell in den Vereinigten Staaten aus. Sie verdrängt andere Stämme und verdoppelt seinen Anteil unter den bestätigten Infektionen in den U.S.A. derzeit alle anderthalb Wochen. Quelle: MedRxiv
Der russische Impfstoff Sputnik V belegt in einer Studie eine Wirksamkeit von 91,6%.
Der in Russland entwickelte Corona-Impfstoff Gam-COVID-Vac, besser bekannt als Sputnik V, konnte in einer umfangreichen wissenschaftlichen Studie eine Wirksamkeit von 91,6% gegen COVID-19 Viren nachweisen. Die Studie wurde zwischen dem 7. September 2020 und dem 24. November 2020 mit 21.977 Erwachsenen aller Altersklassen durchgeführt. dabei unterscheidet sich die Wirksamkeit in den Altersklassen kaum.
Die im englischen Fachmagazin Lancet vorgestellten Ergebnisse lassen jedoch keine Rückschlüsse auf die Wirksamkeit von Sputnik V für die neuen Viren-Varianten aus England, Südafrika und Brasilien zu.
Quelle: Lancet
Neue Corona-Viren-Mutanten führen die Strategie der Durchseuchung endgültig ad absurdum
Anders als die englische Mutation (B.1.1.7) des Corona-Virus scheinen die brasilianische (P.1) und die südafrikanische (B.1.351) Mutation auch bereits genesene Patienten erneut zu befallen. In Südafrika hat sich die neue Virenvariante in einer Region entwickelt, in der bereits rund 40% der Menschen an COVID-19 erkrankt waren (Quelle). In der Region um Manaus waren es sogar schon rund 75% (Quelle). Damit ist auch die Strategie einer „Durchseuchung“, wie sie Experten in den Niederlanden oder in Schweden lange Zeit verfolgten ad absurdum geführt.
Florian Schumann und Jakob Simmank weisen in einem lesenswerten Artikel in der ZEIT darauf hin, dass die Wirksamkeit der vorhandenen Impfstoffe auf die neuen Virenmutationen kritisch zu hinterfragen ist. Aktuellste Daten des Herstellers Novavax belegen nun, dass deren neuester Impfstoff mit der Südafrika-Variante erheblich Probleme hat.
Neuer Impfstoff von Novavax mit guten Ergebnissen
Novavax hat nach eigenen Angaben für seinen COVID-19-Impfstoff NVX-CoV2373 in der UK Phase 3-Studie eine klinische Wirksamkeit von 89,3 % nachgewiesen. Dieser Wert berücksichtigt bereits einen hohen Anteil der neuartigen englischen Virus-Variante. Die Wirksamkeit gegenüber dem sogenannten Großbritannien-Virus B.1.1.7/VOC202012/01 legt demnach bei 85,6 %. Gegenüber dem ursprünglichem COVID-19-Virus liege die Wirksamkeit bei 95,6 %. Dies wäre ein vergleichbarer Wert, wie bei den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna.
An der Studie nahmen mehr als 15.000 Teilnehmer im Alter von 18 bis 84 Jahren teil, darunter 27% über 65 Jahre.
Impfstoff schützt gegen Südafrika-Mutation erheblich schwächer
Das Unternehmen berichtet auch über Ergebnisse von Studien in Südafrika. Dort konnte für den Impfstoff eine Wirksamkeit von 60 % gegenüber der Südafrika-Variante des COVID-19-Virus nachgewiesen werden. In einer Presseerklärung berichtet das Unternehmen auch, dass Patienten, die zuvor an der ersten Variante von COVID-19 erkrankt und genesen waren, durch die Erstinfektion nicht vor der neuen Südafrika-Mutation des Virus geschützt waren.
Quelle: Novavax
Illustration: Andrey Popov @ AdobeStock . com