Steigende Temperaturen und traumhaftes Wetter locken die Menschen in Scharen an die frische Luft – verständlicherweise. Doch wie sieht es im Freien mit der Ansteckungsgefahr aus? Sind überlaufene Naherholungsgebiete womöglich der nächste Infektionstreiber?
Die Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) gibt Entwarnung: Die Ansteckungsgefahr im Freien sei deutlich geringer als in geschlossenen Räumen. Die Aerosol-Wolke, die beim Ausatmen entsteht und Coronaviren enthalten kann, verdünne sich schnell an der frischen Luft. Anders als in geschlossenen Räumen fänden im Freien so gut wie keine Infektionen durch Aerosolpartikel statt. Auch Gerhard Scheuch, ehemaliger Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole in der Medizin, hält kurze Begegnungen an der frischen Luft für unbedenklich. Die Menge an Aerosolen würde nicht für eine Corona-Infektion ausreichen.
Allerdings besteht auch hier ein gewisses Restrisiko: Stehen sich Menschen (-gruppen) sehr lange und eng für eine Unterhaltung gegenüber, gebe es mehr Partikel in der Luft und die Situation werde kritischer. Kann der Mindestabstand nicht eingehalten werden, sei das Tragen einer Maske sinnvoll um die Aerosolwolke des anderen nicht einzuatmen. Ansonsten sei die Wahrscheinlichkeit, sich im Freien mit Sars-CoV-2 zu infizieren, gleich Null. Joggen, Laufen, Wandern und Spaziergänge seien „absolut ungefährlich“, so Gerhard Scheuch.
„In einer Kölner Schule sollten zwei Luftilteranlagen angeschafft werden, um für bessere Belüftung der Räume zu sorgen. Die Eltern wollten diese Geräte sogar bezahlen, doch das ist gar nicht so ohne weiteres möglich.“ >Hier< geht es zum Videobeitrag.
Die Impfstoffforschung läuft weltweit auf Hochtouren. Laut WHO werden aktuell mehrere Dutzend Impfstoffe am Menschen getestet, weit mehr als 150 Kandidaten befinden sich in der vorklinischen Entwicklung. Die Pharmakonzerne Biontech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca haben dieses Prozedere bereits erfolgreich hinter sich gebracht und unter anderem die Zulassung für Deutschland erhalten. Mehr als 5 Millionen der Impfstoffdosen wurden hierzulande bislang verabreicht.
Doch was unterscheidet die Impfstoffe der drei Pharmakonzerne voneinander? Wie lange hält ihr Impfschutz an und für welche Altersgruppe sind die Vakzine geeignet? BR24 gibt einen guten Überblick über die Impfstoff-Kandidaten und erklärt, wie sie wirken.
Viele Bundesländer öffnen ab Montag Schritt für Schritt wieder die Schulen. Doch ebenso viele Schüler, Eltern und Lehrer fragen sich: Wie sicher sind denn eigentlich unsere Klassenräume? Die ARD hat in der heutigen Sendung des Morgenmagazins die Funktionsweise und Meinungen zu mobilen Luftreinigern und festinstallierten Lüftungen vorgestellt. Diese können dabei unterstützen, die Ausbreitung von Aerosolen zu verhindern.
Das Corona Virus. Copyright Creative Wonder at stock.adobe.com
Beinahe täglich gibt es neue Berichte zu neuen Mutationen des Corona-Virus. Schnell verliert man die Übersicht. Wir haben im Folgenden versucht die wichtigsten Fakten in aller Kürze zusammenzutragen:
Dass sich Viren laufend verändern ist normal. das tun alle Viren. Dabei können sich Viren in ihrer Wirkung abschwächen und Pandemien zum erliegen kommen – die Spanische Grippe vor 100 Jahren kam so zum erliegen – sie können aber auch an Gefährlichkeit zulegen.
Beim Corona-Virus wurde eine erste Mutation Ende 2020 in Großbritannien entdeckt, die Variante B.1.1.7. Nach heutigem Wissen ist diese Mutation deutlich ansteckender als die erste Version des Virus. Experten schätzen, dass sie um 30 bis 70% ansteckender ist. Insbesondere können sich mit großer Wahrscheinlichkeit auch Kinder und Jugendliche leichter anstecken.
Sehr wahrscheinlich ist die Variante B.1.1.7. auch gefährlicher als das „alte“ Virus. Eine Studie des britischen New and Emerging Respiratory Virus Threats Advisory Group (NERVTAG) vermutet eine höhere Sterblichkeit der B.1.1.7.-Patienten (publiziert im British Medical Journal). Diese höhere Sterblichkeit ist aber noch nicht final bewiesen.
Die zweite Mutation wurde erstmals in Südafrika entdeckt und ist unter dem Namen 501.V2 bekannt. Sie gilt bislang als nicht gefähricher als die erste Variante, aber ebenfalls als ansteckender, als die Ausgangsvariante des Virus.
Die dritte Mutation wird allgemein als E484K oder brasilianische Mutation bezeichnet. Von ihr ist bekannt, dass sie zahlreiche Menschen am Oberlauf des Amazonas angesteckt hat, die bereits eine erste Erkrankung hinter sich hatten und deshalb als immun galten. Diese Mutation macht also deutlich, dass die Strategie einer Herdenimmunität nicht aufgeht.
Neuerdings sind in den USA Mutationen aufgetreten, die stark den Mutanten in Brasilien, Südafrika und England ähneln. Sie haben sich in den USA völlig unabhängig entwickelt. Dies bedeutet, dass sich die Mutationen unabhängig entwickeln, dass sie also durchsetzungsstärker sind, als ältere Formen des Virus.
Die neuen Mutanten verdrängen das alte Virus. Schon heute sind die Mutanten in zahlreichen Regionen der Welt für einen großen teil der Erkrankungen verantwortlich.
Die Mutationen entwickeln sich weiter. es entstehen neue Mutationen, die zum Teil Eigenschaften unterschiedlicher bekannter Mutationen in sich vereinen.
Die Mutationen reagieren unterschiedlich auf die bereits entwickelten Impfstoffe. Derzeit scheinen die Impfstoffe von Biontech und Pfizer relativ gut auf die neuen Mutationen anzusprechen. Der Impfstoff von AstraZeneca scheint bei 501.V2 nur noch eine Wirksamkeit von annähernd 40% zu haben. Zumindest aber scheint er dort den Krankheitsverlauf abzumildern.
Insgesamt bilden die neuen Mutationen eine große Herausforderung für die Pandemie. Die bekannten Vorsorgemaßnahmen gegen das Virus (Maske, Abstand, Hygiene) gelten unverändert. Impfungen sind weithin sinnvoll, verlieren aber unter Umständen an Wirksamkeit. Entscheidend ist, dass die Ausbreitung der Mutationen weltweit bekämpft werden muss, da nur so die Entwicklung neuer Mutationen verhindert werden kann.
In den USA wurden nun gleich sieben neue Mutanten des Corona-Virus entdeckt. Sie alle ähneln weitgehend den englischen und südafrikanischen Varianten, haben sich aber offenbar unabhängig von diesen in mehreren us-amerikanischen Bundesstaaten entwickelt. Jeremy Kamil, Virologe an der Louisiana State University, hält dies für einen Beweis, dass die beobachtete Mutation einen klaren evolutionären Vorteil gegenüber dem Ursprungs-Virus aufweist. Das Virus sei gewissermaßen ein weiterer Beweis der Darwinschen Evotionstheorie.
„Die wiederholte Evolution eines Merkmals in unabhängigen Populationen liefert starke Hinweise auf eine Anpassung. Zwischen August und November 2020 traten sieben unabhängige Linien von SARS-CoV-2 mit S:Q677H- oder S:Q677P-Mutationen auf und gewannen an Häufigkeit. Diese zufällige Entstehung und Verbreitung auf unabhängigen genetischen Hintergründen ist bemerkenswert und lässt auf einen Fitnessvorteil schließen.“
Der Aerosol-Experte Dr. Gerhard Scheuch stellt heute im Podcast klar: Um sich über Aerosole mit dem Corona-Virus anzustecken muss man sich wenigstens 5 bis 15 Minuten sehr dicht bei einem Infizierten aufhalten. Beim bloßen Vorbeigehen an einem Jogger oder bei einer Zufallsbegegnung im Supermarkt kann eigentlich nichts passieren.“ Andere Begegnungen sind freilich gefährlich. Aber auch dann stecken rund 75% aller Infizierten keine anderen Personen an. Bewegt man sich also fünf Minuten oder länger in unmittelbarer Nähe eines infizierten wird es zum Glücksspiel. Dies gilt vor allem in Innenräumen. Scheuch empfiehlt auch unbedingt Luftfilter in Innenräumen. Scheuch war immerhin von 2007 bis 2013 Präsident der Internationalen Gesellschaft für Aerosole. Aber hören Sie selbst. es lohnt sich: Hier gehts zum Podcast.
Im Internet kursieren viele Modelle und Illustrationen zum Corona-Virus. Meistens wird es als buntes „Stachelmonster“ dargestellt. Das Problem ist aber: Coronaviren sind extrem klein. Sie haben einen Durchmesser von 80 bis 140 nm, also ca. 100 Millionstel Millimeter.
Forschern der Tsinghua-Universität in Peking gelang im Januar im Zusammenarbeit mit Experten der King Abdullah University of Science and Technology in Thuwal, Saudi-Arabien und mit Technikern der Wiener Firma Nanographics eine erste 3D-Fotografie eines SARS-CoV-2-Virus. Dabei wurde ein gefrorenes Viruspartikel in einer einzigen Kryo-Elektronentomographie eingescannt. Bisherige Abbildungen des Virus wurden stets aus mehreren Einzelaufnahmen zusammengesetzt.
Video des 3D-Scans eines SARS-CoV-2-Virus von Nanographics
Hierzu schreiben die Experten von Nanographics: „Unsere wissenschaftlichen Mitarbeiter an der Tsinghua Universität scannten SARS-CoV-2-Virionen mit der Cyro-Elektronentomographie (Cryo-ET), um Bilder des Virus in extremer Auflösung zu erhalten. Allerdings waren diese Bilder noch zu verrauscht, um in 3D dargestellt zu werden. Mit Hilfe unserer Kollegen an der KAUST konnten wir diese Scans in eine beeindruckende Visualisierung umwandeln, die die Form der SARS-CoV-2-Virionen zeigt. Indem wir verschiedene Teile der Viruspartikel identifiziert und mit künstlichen Farben eingefärbt haben, sind wir in der Lage, Ihnen zum ersten Mal echte Coronaviren in noch nie dagewesenem Detail zu zeigen.“
Scan des SARS COV 2 Virus. Nanographics GmbH. (CC BY 4.0)
Die unterschiedlichen Bereiche des Virus haben sie markant eingefärbt: Für die Spikes, die für das Anhaften des Vrus an die Wirtszellen zuständig sind, wählten sie Rosa. Den Rest des Virus haben sie blau eingefärbt.
Ein Studie von TU Berlin, RKI und Berliner Charité vergleicht das Risiko sich mit COVID-19 über Aerosolpartikel in unterschiedlichen Räumen anzustecken. Die Studie ist noch nicht veröffentlicht. Der Berliner Tagesspiegel hat aber wesentliche Ergebnisse veröffentlicht. Liegt das Ansteckungsrisiko beim Damenfrisör bei 0,6, so liegt der Vergleichswert im öffentlichen Nahverkehr bei o,8, im Supermarkt bei 1,0, im Kino (wenn jeder dritte Platz besetzt ist) ebenfalls bei 1,0, in der Sporthalle bei einer Belegung von 50 % der Plätze bei 1,5, im Zug bei 1,5 (wieder jeder zweite Platz belegt), im Restaurant bei 2,3 (auch hier jeder zweite Platz belegt), in der Schule bei 2,9 (50% der Plätze belegt). Bei allen Beispielen wurde davon ausgegangen, dass alle Personen eine Nasen-Mund-Maske tragen. Ohne Gesichtsschutz sind die Werte erheblich höher.
Eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung und der Berliner Humboldt Universität erbrachte nun den Nachweis, dass „Querdenker“-Demonstrationen im vergangenen Herbst nachweislich zu einer erhöhten Anzahl von Corona-Infektionen geführt haben. Dazu haben die Autoren der Studie die Sieben-tage-Inzidenz-Werte der Landkreise ausgewertet, aus denen Busreisen auf die Berliner Groß-Demos am 7. und 18. November organisiert wurden. Die meisten Teilnehmer waren dort auf engsten raum ohne Maske unterwegs und verstießen so bewusst gegen die Auflagen zum Tragen von Masken.
In einem ersten Schritt konstatierten die Wissenschaftler einen engen Zusammenhang zwischen der regionalen Verteilern von COVID-19-Leugnern und den COVID-19-Infektionsraten. Im zweiten Schritt konnten die Forscher einen überproportionalen Anstieg der Infektionsraten nach den Demonstrationen in jenen Regionen feststellen, aus denen die Teilnehmer der Demonstrationen angereist waren: „Unsere Ergebnisse zeigen einen signifikanten Anstieg der neuen COVID-19-Fälle in den Wohngebieten der Demonstranten nach den Demonstrationen.“ Die Forscher rechnen in den betroffenen Regionen mit einer um 35,9 Prozent höheren Infektionsrate bis Ende 2020. Die Querdenker reichen ihre Demo-Mitbringsel eben auch quer an ihre Mitbürgerinnen und Mitbürger weiter.