Mobile Luftreiniger – Schweizer Messer der Lufthygiene?

Es ist eine Frage, die viele von uns bewegt: Wie schaffe ich es, das Infektionsrisiko durch Aerosole in meinem Büro, meiner Praxis, meinem Laden oder im Klassenzimmer zu reduzieren? Regelmäßiges, geplantes und richtiges Lüften ist dabei zentral. Lässt man die Diskussion um das Ansteckungsrisiko in Klassenräumen Revue passieren, drängt sich oft der Eindruck auf, dass Luftfilter oder Luftreiniger in Schulräumen als Allheilmittel für eine gute Raumlufthygiene betrachtet werden.

Mobile Luftreiniger – oft auch als dezentrale Luftreiniger bezeichnet – können die klassische Raumlüftung sinnvoll ergänzen, wenn keine zentrale Lüftungsanlage vorhanden ist oder die bestehende zentrale Lüftungsanlage nicht in Bezug auf das Thema Aerosole und Virenreduktion angepasst werden kann. Das Angebot an mobilen Luftreinigern wächst beständig. Eine Marktübersicht gibt es zum Beispiel hier auf dem Portal LufthygienePro.

Hinsichtlich der Funktionsprinzipien lassen sich dezentrale Luftreiniger grob in vier Gruppen unterteilen: Luftwäscher, UVC-Reiniger, Luftreiniger mit Filter und Ionisatoren.

Die tabellarische Übersicht macht deutlich: Luftreiniger ist nicht gleich Luftreiniger. Entscheidend für die Wahl des richtigen Gerätes ist das passende Funktionsprinzip für den angestrebten Einsatzzweck. Ist dieses beispielsweise die Reinigung der Luft von Krankheitserregern, so sind Luftwäscher dafür ungeeignet. Ionisatoren hingegen entfernen zwar Krankheitserreger aus der Luft, sind aber aufgrund ihrer Abscheidung von Ozon nur bedingt für den Einsatz in Räumen mit Publikumsverkehr geeignet. Eine effektive Luftreinigung von Viren und Bakterien hingegen bieten UVC-Luftreiniger und die Luftreiniger mit HEPA-Filter.

  Luftwäscher UVC-Reiniger Luftreiniger mit Filter Ionisatoren
Funktionsprinzip Angesaugte Luft wird gereinigt, indem physikalische Effekte, Partikel an die Flüssigkeit binden und damit herausfiltern. UVC-Licht wirkt keimtötend. UVC-Luftreiniger leiten die Raumluft mittels eines Gebläses an einer UVC-Lampe vorbei. Dabei reicht ein kurzer Moment um Viren und Bakterien abzutöten. Angesaugte Luft wird durch HEPA-Filter gepresst. Diese hocheffizienten Filter können ab der Leistungsklasse H13 mehr als 99,95 % der Partikel in der Luft entfernen. Im Gerät erzeugte negativ geladene Ionen ziehen die positiv geladenen Schadstoffe in der Luft an. Daraus bilden sich schwerere Moleküle, die an einer Metallplatte im Gerät haften bleiben. Ein Nebenprodukt des Funktionsprinzips ist die Bildung von Ozon.
Wirkungsgrad Durchschnittlich Sehr gut (bei Viren und Bakterien) Sehr gut Gut
Vorteile Erhöhung der Luftfeuchtigkeit;

Gute Filterwirkung gegen Grobstaub, Haare und Pollen

Gute Wirkung bei Viren und Bakterien;

Keine regelmäßige Wartung notwendig;

Geringere Geräuschentwicklung als Luftreiniger mit Filtern;

Kompakte Bauart

Sehr wirksam auch bei kleinsten Partikeln;

Sehr effektiv bei der Filterung von Viren

Geräte sind kompakt;

Keine Wartung erforderlich

Nachteile Kleinere Luftbestandteile (z.B. Viren, Bakterien, Feinstaub) werden nicht herausgefiltert;

Reinigungs- und Wartungsaufwand;

Geräuschentwicklung

Keine Filterung gasförmiger Geruchsmoleküle;

Keine Filterung von Feinstaub und ähnlichen Partikeln;

Keine Wirkung bei Schimmelpilzsporen;

Weniger für Asthmatiker und Allergiker geeignet

 

Keine Filterung von gasförmigen Geruchsmolekülen;

Effizienz nur bei regelmäßiger Überwachung und Wartung gewährleistet;

Geräuschentwicklung bei bestimmten Einsatzszenarien

Ozon als Nebenprodukt hat eine reizende Wirkung;

Geräte für Asthmatiker und Allergiker ungeeignet;

Bildung von gesundheitsschädlichen Aerosolen in bestimmten Einsatzszenarien

Wartung Geräte müssen regelmäßig gereinigt werden. Nicht erforderlich Regelmäßiger Filtertausch Nicht erforderlich
Anmerkung Es gibt auch Kombigeräte mit HEPA-Filtern Geräte bieten vor allem Schutz gegenüber Krankheitserregern.

Es sind auch Kombinationsgeräte mit HEPA-Filtern auf dem Markt.

Gute Geräte setzen nur geringe Mengen an Ozon frei, trotzdem bleiben die damit im Zusammenhang stehenden Risiken.

Abscheidegrad, Abscheideleistung und Luftwechselrate

Für die Wahl des „richtigen“ Luftreinigers ist neben dem für das Einsatzszenario optimalen Wirkprinzip auch ausschlaggebend, dass das Gerät für den gewünschten Einsatzzweck ausreichend leistungsfähig ist. Der Abscheidegrad oder die Abscheideleistung sind dabei Größen, die es zu beachten gilt. Der Abscheidegrad ist definiert als das Verhältnis der Menge bzw. Konzentration des abzutrennenden Stoffes (z. B. Staub), die im System (Filter, Massenkraftabscheider) abgeschieden wird, zu derjenigen, die in das System eingetreten ist. Die Abscheideleistung hingegen ist eine stets auf das Luftfiltergerät im jeweiligen Anwendungsfall bezogene Messgröße. Sie gibt an, wie groß die Menge der im Reingas nach dem Luftfiltergerät noch verbliebenen Schmutzpartikel ist.

Weiter ist noch die Luftwechselrate eines Luftreinigers in diesem Zusammenhang wichtig. Diese ist abhängig vom Volumenstrom des Gerätes (angegeben in m³/h Luft, die durch das Gerät gereinigt werden können) und der Größe des Raumes, in der er aufgestellt wird. Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV) empfiehlt das Luftreiniger pro Stunde einen Volumenstrom fördern sollen, der mindestens dem dreifachen Raumvolumen entspricht. Ein durchschnittliches Klassenzimmer in Deutschland hat ein Raumvolumen von ca. 200 m³. Somit muss ein geeigneter Luftreiniger mindestens einen Volumenstrom von 600 m³/h erreichen.

Lärmpegel beachten

Der Einsatz von Geräten, die solche Leistungen erreichen, ist oftmals mit einem Schalldruckpegel verbunden. Die Grenze, ab wann dieser als so störend empfunden wird, dass ein konzentriertes Arbeiten oder Lernen nicht mehr möglich ist, liegt bei 45 dB(A). Es ist somit erforderlich bei der Auswahl eines Geräts intensiv das technische Beiblatt zu studieren. Wenn beispielsweise das Gerät bei einer Lüfterleistung von 50% einen Schalldruck von 45 dB(A) produziert, müsste das Gerät für einen Klassenraum mit einem Raumvolumen von 200 m³ somit einen Volumenstrom von 1200 m³/h haben, damit es im Klassenraum nicht zu laut wird. Hinzu kommt die Problematik, dass es aufgrund der notwendigen Luftgeschwindigkeiten auch zu störenden Zugbelästigungen kommen kann. Schalldruck und Zugbelästigungen können insgesamt dazu führen, dass die Akzeptanz für Luftreiniger bei den Raumnutzern sinkt.

Raumluftfilter

Wirkprinzip Luftwalze für gesunde Raumluft

Die meisten Luftreiniger saugen die Luft unten an und bringen sie an der Oberseite wieder in den Raum ein. Dadurch soll eine Luftwalze im Raum entstehen. Diese soll die Luft an der Decke entlang über die gegenüberliegende Wand zurück zum Boden und dann wieder ins Gerät führen. Diese Raumströmung wird durch Lampen-Öffnungen und ähnliches beeinflusst.

Wichtig für die Ausbildung der Luftwalze ist auch ein genügender Abstand zwischen Zuluft- und Abluftöffnung des Luftreinigers. Ist dieser Abstand zu gering, besteht die Gefahr eines Kurzschlusses. Bei einem Kurzschluss wird die gereinigte Luft direkt wieder von der Ansaugöffnung ohne Ausbildung einer Luftwalze angesaugt. Eine Reinigung der Raumluft bleibt dann aus.

Weiter ist bei einigen Geräten zu beachten, dass die gereinigte Luft auf Kopfhöhe in den Raum geführt wird. Dies kann dazu führen, dass die abgeschiedenen Viren einer infizierten Person erst im gesamten Raum verteilt werden, bevor die Luft gereinigt wird.

Hinsichtlich des optimalen Standortes eines Luftreinigers im Raum, wird allgemein die schmale Seite des Raumes empfohlen. So kann die Luftwalze besser genutzt werden.

Allheilmittel Luftreiniger?

Luftreiniger können viel zur Verbesserung der Luftqualität in geschlossenen Räumen beitragen. Schweizer Messer der Lufthygiene sind sie aber nicht. Denn eine Verminderung der CO2-Konzentration im Raum kann durch Luftreiniger nicht erreicht werden. Für die Senkung der CO2-Konzentration hilft nur regelmäßiges Lüften.

Ein durchdachtes Lufthygienekonzept für geschlossene Räume – ohne zentral gesteuerte Lüftungsanlagen – besteht also aus dem Einsatz von Luftreinigern und dem regelmäßigen Lüften der Räume. Ein hilfreiches Tool zur Kontrolle des CO2-Gehalts in der Raumluft kann dabei der LufthygienePro Virenrechner sein.

 

Eine Checkliste für die Anschaffung von Luftreinigern finden Sie hier: https://lufthygienepro.de/blog/checkliste-fuer-die-anschaffung-von-luftreinigern/

5 Replies to “Mobile Luftreiniger – Schweizer Messer der Lufthygiene?”

  1. Meine Frau hat vorgeschlagen, dass wir uns einen Luftreiniger zulegen sollten. Bevor ich das aber mache, möchte ich etwas über die Geräte recherchieren. Mir war gar nicht bewusst, dass es verschiede Geräte mit unterschiedlichen Wirkungsweisen gibt und die effektivste Reinigung von Viren und Bakterien bieten UVC-Reiniger oder Reiniger mit HEPA-Filter. Ich werde mich mal bei einer Firma für Luftreinigung genauer dazu erkunden, vielen Dank für die Infos.

  2. Gut zu wissen, dass für die Wahl des „richtigen“ Luftreinigers neben dem für das Einsatzszenario optimalen Wirkprinzip auch ausschlaggebend ist, dass das Gerät für den gewünschten Einsatzzweck ausreichend leistungsfähig ist. Mein Onkel möchte sich einen neuen Luftreiniger anschaffen. Er hofft, dass dieser für den von ihm verfolgten Einsatzzweck ausreichend leistungsfähig sein wird.

  3. Wir möchten für das Büro einen Luftfilter für virenfreie Raumluft kaufen. Gut zu wissen, dass es bei dem Gerät auf die Luftwechselrate ankommt. Wir werden uns noch genauer darüber informieren.

  4. Gut zu wissen, dass mobile Luftreiniger die klassische Raumlüftung sinnvoll ergänzen können, wenn keine zentrale Lüftungsanlage vorhanden ist. Mein Onkel möchte die klassische Raumlüftung in seinem Haus zusätzlich aufbauen. Er wird sich einige mobile Luftreiniger als Ergänzung zur vorhandenen klassischen Raumlüftung anschaffen.

  5. Gut zu wissen, dass man bei zu geringerem Abstand die Gefahr eines Kurzschlusses riskiert. Ich habe für das Raumklima ebenfalls vor, einen Luftreiniger zu kaufen. Am besten suche ich mir eine Firma für mobile Luftreiniger, um mich beraten zu lassen.

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