Nicht die beim Husten oder Niesen ausgestoßenen größeren Tröpfchen, sondern die winzigen Aerosole sind der häufigste Weg, auf dem sich SARS-CoV-2 zwischen Menschen verbreitet. Darauf wiesen Experten der Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) und weiterer Fachgesellschaften bei einer virtuellen Podiumsdiskussion hin.
Anders als erwartet, enthalten die größeren Tröpfchen weniger infektiöses Material als die kleineren ausgeatmeten Aerosole. Diese seien zudem tief lungengängig und könnten dorthin vordringen, wo sich zahlreiche Rezeptoren für SARS-CoV-2 befänden. Bereits über die normale Atmung würden die Viren wieder abgeatmet und könnten sich weiter verteilen.
Aerosole verbleiben im Raum
Wie tückisch Aerosole sind, betonte Aerosolexperte und Physiker Gerhard Scheuch: „Man kann sich auch anstecken, wenn man sich gar nicht begegnet. Das ist ja das Teuflische bei dieser Aerosolinfektion“, sagt er. „Ich gehe auf eine Toilette, da saß vielleicht eine halbe Stunde vorher jemand und hat seine Viren in der Luft hinterlassen.“ Daher sei das Lüften an viel frequentierten Orten, auch in Fahrstühlen und Aufenthaltsräumen, so wichtig.
Laut Thomas Schräder, Geschäftsführer des Fachverbands Allgemeine Lufttechnik im VDMA, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Konzentration an Viruspartikeln in der Raumluft niedrig zu halten: Den Luftaustausch, etwa durch regelmäßiges Lüften, oder den Einsatz von Luftreinigern – wenngleich auch diese keine „keine Rundumsorglos-Lösung“ darstellten. Entscheidend sei unter anderem die Platzierung im Raum, um große Teile davon spülen zu können. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass sich trotz Luftreiniger infektiöses Aerosol aufkonzentriert, so Schräder.
Aerosolansammlungen durch Plexiglaswände
Problematisch seien in dieser Hinsicht auch die vielerorts errichteten Spuckschutzwände aus Plexiglas. „Die Aerosolwolke trifft dadurch das Gegenüber zwar nicht direkt, erreicht ihn letztlich aber doch, indem sie sich im Raum verteilt“, erklärte Martin Kriegel von der Gesundheitstechnischen Gesellschaft. Raumhindernisse wie Plexiglaswände würden zudem dazu führen, dass schlecht belüftete Bereiche mit Aerosolansammlungen entstünden.
Bündel an Maßnahmen zwingend notwendig
Einig waren sich die Experten, dass der Schlüssel zur optimalen Vermeidung von Übertragungen immer ein Bündel an Maßnahmen sein muss: „Alle müssen eine Maske tragen, die Anzahl der Menschen im Raum muss niedrig gehalten werden, die Dauer des Aufenthaltes muss kurz sein und es muss eine Filtertechnik vorhanden sein“, fasste Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik im Krankenhaus Bethanien in Moers zusammen.