Feinstaub: Die Macht der Bürger und der Daten

„Durch Luftverschmutzung sterben jedes Jahr vierzig Mal mehr Menschen, als durch Verkehrsunfälle.“ Sagt Professor Dr. Michael Braungart von der Leuphana Universität Lüneburg. „Wir verlieren durchschnittlich fünf bis sieben Jahre Lebenserwartung durch die Folgen schlechter Luftqualität.“ Auch das sagt Professor Dr. Michael Braungart. Und er sagt noch viel mehr: „Pro Jahr reibt jeder Einzelne etwa 110 Gramm Schuhsohle ab, die zu einem großen Teil als Mikroplastik in unserer Atemluft landet.“ Puuuhh .. starker Tobak. Apropo Tobak: Rauchen hab ich vor einiger Zeit aufgegeben. Aber ich trage noch immer Schuhe. Eigentlich bin ich für unsere Umwelt untragbar. So oder so ähnlich lamentierte ich vor einigen Tagen in einem Gespräch mit einem guten alten Freund. Bis diesem die Hutschnur riss. Wir beide kennen uns seit vielen Jahren aus der Computer-Branche. Was ich nicht wusste: Er hat seit einigen Monaten ein zweites Standbein im Bereich Lufthygiene aufgesetzt. Auf einer ökologisch korrekt matt papierenden Visitenkarte prangt der Titel „CEO of Nebo Europe“. Nebo? Hab ich nebbich noch nicht gehört. Nebo ist ein kleines innovatives Start-Up mit genau einem Produkt. Das aber hat es in sich. Wenn es stimmt, was mir mein Freund da erzählte, dann revolutioniert Nebo nämlich die Feinstaubmessung. Während die Messung dieser kleinen fiesen Staubpartikel in unserer Athmosphäre bislang aufwändig und teuer war, macht ein kleines von Nebo entwickeltes Gerät mit einer kleinen App die Feinstaubmessung künftig für jedermann und jedefrau zu jederzeit und überall möglich und bezahlbar. Deshalb habe ich Florian Ranner gebeten, sein Konzept hier auf LuftHygienePro in einem Gastbeitrag einmal vorzustellen.

Florian Ranner

Florian Ranner – CEO of Nebo Europe

Asthma, COPD, Krebs, Rheuma, Schlaganfälle: Dass Feinstaub krank macht und besonders Kinder gefährdet, kann mittlerweile als wissenschaftlich gesichert angesehen werden. Forscher aus China und den USA haben nun einen statistischen Zusammenhang zwischen dem Grad der Luftverschmutzung und der Denkfähigkeit herstellen können. Feinstaub macht also – polemisch ausgedrückt – krank und dumm.

Dennoch haben wir in den letzten Jahrzehnten einen beunruhigenden Anstieg der Feinstaubbelastung in unserer Atmosphäre erlebt. Feinstaub, insbesondere Partikel mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern oder weniger (PM2,5), sind winzige Partikel in der Luft, die sich aus verschiedenen Quellen wie Verkehrsemissionen, Industrieprozessen Heizungsabgasen und natürlichen Quellen wie Waldbränden und Vulkanen zusammensetzen. Diese winzigen Partikel sind so klein, dass sie leicht eingeatmet und tief in die Lunge gelangen können. Aber Feinstaub ist nicht nur gesundheitsschädlich; er hat auch erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt, er vergiftet Gewässer und Böden, sorgt für sauren Regen und trägt zur Klimaerwärmung bei.

Die Notwendigkeit der lokalen Datenerfassung

Wie groß ist das Problem genau? Die ehrliche Antwort ist: Wir wissen es nicht genau. Zwar gibt es Projekte wie das Sentinel SP vom deutschen Zentrum für Luft und Raumfahrt, wo mittels Satellit Feinstaubdaten erfasst werden. Aber dies ist eine im wahrsten Wortsinn globale Messung. Für den Einzelnen hat sie wenig Relevanz, weil sich die Feinstaub-Werte teils minütlich und innerhalb weniger hundert Meter massiv unterscheiden können. Unsere Messungen in München zeigen das eindrucksvoll.

Daten müssen also lokal in einer ausreichenden Auflösung und Frequenz erfasst werden, um das Problem Feinstaub zu quantifizieren und geeignete Maßnahmen zu ergreifen.

Europa: No Data Land

Die öffentliche Hand ist bei der Erfassung von Feinstaubdaten in weiten Teilen unmotiviert – um es freundlich auszudrücken. Kein Wunder: Klassische Messstationen kosten gerne mal 6-stellige Beträge; wenn man Wartung von Betriebskosten einkalkuliert noch mehr. Das Ergebnis: In München gibt es fünf offizielle Messtationen, in Nürnberg vier. In Stuttgart sind es sechs in Berlin sind es 12 in Köln vier in Liverpool eine. Die Messungen beziehen sich größtenteils auf den gröberen Feinstaub PM10, PM2.5 wird gar nicht gemessen. Je kleiner die Gemeinden sind desto, schlechter ist die Datenlage. Oft liegt hier die Fehleinschätzung zugrunde, dass Feinstaub nur bei Industrie und Verkehr auftritt. Doch gerade ungefilterte Komfortkamine in denen Scheitholz verbrannt wird, tragen massiv zur Feinstaubbelastung bei. So ist es nicht ungewöhnlich, dass die Feinstaubbelastung in Wohnsiedlungen mit vielen Einfamilienhäusern und im ländlichen Raum im Winter deutlich höher ist als in den Ballungszentren.

Demokratisierung der Sensorik

Die Konsequenz dieser Datenwüste ist: Diskussionen rund um das Thema Feinstaub sind hoch emotional und wenig erkenntnisbasiert.Kein Wunder: Die Daten sind oft einfach nicht da und die Kommunen haben kaum Interesse an einer feinmaschigen Messinfrastruktur. In der Konsequez heißt das: Die Bürger müssen selbst aktiv werden, um ihre unmittelbare Feinstaubbelastung zu messen. Doch wie soll das gehen? Professionelle Geräte sind viel zu teuer und nur von ausgebildeten Ingenieuren bedienbar und Sensoren Marke Eigenbau liefern besonders bei Nebel und kalten Temperaturen keine brauchbaren Ergebnisse. Und nicht jeder ist ein Maker und kann mit Lötkolben und Microcontrollern umgehen. Hier kommt Nebo in Spiel. Dank unserer Qualitätskomponenten und dem intelligenten Design kann unser Nebo Air Sensor auch bei Nebel und tiefen Temperaturen gute Messergebnisse liefern. Die angeschlossene App und Datenplattform machen die Bedienung über das eigene Smartphone kinderleicht und das Design integriert sich spielend in jede moderne Wohnung und das ganze zu einem Preis von unter 250€. Dazu liefern wir eine Datenplattform mit KI-Prognose-Tool und API für Entwickler.

Spezielles Angebot für NGOs und Bürgerinitiativen

Wir sind überzeugt: Wenn wir die richtigen Daten haben, können wir auch Veränderung erwirken: Lokal und nachhaltig. Darum haben wir ein spezielles Community Programm aufgelegt, das sich speziell an Bürgerinitiativen und NGOs richtet: Denn mit der Erhebung der Daten allein ist es nicht getan: Sie müssen analysiert, aufbereitet und in ein Kommunikationskonzept eingebunden werden. Mit dem Nebo Community Starter Pack haben wir ein Angebot geschnürt, in dem wir unsere Kompetenzen und Erfahrungen in Sachen Campaigning, Data Science und Kommunikation mit in die Waagschale werfen. Denn wir wissen ohne die richtige Vermittlung der Daten wird sich nur schwerlich echte Veränderung erzielen lassen.

Mehr Informationen auf unserer Website: https://nebo.live/pages/de/neboair. Oder Mail an support@nebo.live.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert