Seit heute dürfen Friseursalons wieder öffnen. Angesichts des anhaltenden Lockdowns und steigender Infektionszahlen sorgt diese Entscheidung allerdings für große Diskussionen. Ist die Ansteckungsgefahr beim Waschen, Schneiden und Legen tatsächlicher geringer als in anderen Bereichen? Laut einer Studie der TU Berlin ist dem tatsächlich so. Untersucht wurde, an welchen Orten des täglichen Lebens die Ansteckungsgefahr am höchsten ist und wie stark Aerosole dort das Virus übertragen.
Um die verschiedenen Örtlichkeiten miteinander zu vergleichen, legte das Berliner Hermann-Rietschel-Institut einen „situationsbedingten R-Wert“ fest. Dieser gibt an, wie viele Menschen sich in einer bestimmten Situation vermutlich anstecken würden. Exemplarisch wurde davon ausgegangen, dass sich jeweils ein Infizierter unter Einhaltung aller Hygiene- und Abstandsregeln mit weiteren Gesunden in einem Raum aufhält. Als Basis für die Berechnung des Infektionsrisikos diente den Wissenschaftlern die eingeatmete Viren-Dosis, die sich aus Quellstärke (Emissionsrate), Atemaktivität sowie Aerosolkonzentration und Aufenthaltsdauer im Raum zusammensetzt.
Der R-Wert beim Friseurbesuch liegt demnach bei 0,6 und liegt gleichauf mit einem Besuch in Theater, Oper oder Museum – sofern deren Belegung bei 40 Prozent liegt. Der Einkauf in Geschäften mit 10 Quadratmetern Ladenfläche pro Person kommt bereits auf einen Wert von 1,1. Dass das Risiko hier höher ist, als beim Friseurbesuch, erklären die Forscher mit dem Aktivitätsgrad. Während beim Friseur nur am Platz gesessen werde, bewege man sich beim Einkaufen mehr und produziere damit auch mehr Aerosole. Gleiches gilt für Fitnesstudios. Die hohe körperliche Aktivität treibt auch hier Aerosolausstoß und R-Wert nach oben. Ist das Studio unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln zu 50 Prozent belegt, liegt der R-Wert bei 1,4. Wird auf die Maske verzichtet, steigt er auf 3,4.