Die Delta-Variante des Coronavirus, die zuvor als indische Mutation bekannt war, grassiert aktuell in Großbritannien. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt dort wieder deutlich an. Und das, obwohl die Impfquote im Land recht hoch ist: Aktuell haben rund 60 Prozent der Briten mindestens die erste Corona-Impfung erhalten, stattliche 40 Prozent der Bevölkerung sind bereits komplett immunisiert (Stand: 08.06.2021, 11.30 Uhr).
Die steigenden Infektionszahlen bei gleichzeitig steigender Impfquote legen den Schluss nahe, dass die aktuell zugelassenen Impfstoffe gegen diese Variante des Virus nicht so effektiv wirksam sind, wie gegen andere. Diese These wurde nun durch eine Laborstudie, die im britischen Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde, bestätigt. Die Forscher analysierten dabei die impfstoffinduzierte Antikörperbildung gegen die neuen Corona-Mutanten nach einer Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer.
Geringere Wirksamkeit bei Beta- und Delta-Variante
An der Studie nahmen 250 gesunde Menschen im Alter von 33 bis 52 Jahren teil. Das Blut der Probanden wurde für die Studie auf Antikörper gegen das Coronavirus hin analysiert. Zum Zeitpunkt der Probenentnahme lag bei den Studienteilnehmern die erste Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer beziehungsweise die Zweitimpfung maximal drei Monaten zurück. Die Forscher suchten im Blut generell nach Antikörpern gegen das Coronavirus. Im zweiten Schritt wurde die Antikörperkonzentration gegen die einzelnen Virus-Varianten analysiert. Das Ergebnis: Nach vollständiger Immunisierung durch zwei Impfdosen bildeten sich bei den Probanden im Vergleich zum Impfschutz gegen den ursprünglichen Coronavirus, der in Wuhan erstmals diagnostiziert wurde, knapp sechs mal weniger Antikörper gegen die Delta-Mutation sowie fünf mal weniger gegen die Beta-Variante (Südafrikanische Mutante).
Wenig Schutz nach Erstimpfung
Die Blutproben der bisher nur einfach geimpften Studienteilnehmer wiesen sogar eine noch viel geringere Antikörperkonzentration auf:
- Bei 79 Prozent der analysierten Proben waren neutralisierende Antikörper gegen den ursprünglichen Virenstamm nachweisbar,
- bei 50 Prozent waren Antikörper gegen die Alpha-Variante (Britische Mutante) gebildet worden,
- lediglich 32 Prozent der Proben verfügten über Antikörper gegen die Delta-Variante,
- und magere 25 Prozent der Studienteilnehmer hatten Antikörper gegen die Beta-Variante gebildet.
Eine weitere Beobachtung der Forscher war, dass speziell bei älteren Menschen der Impfschutz gegen die Delta- und Beta-Variante geringer ist und die Antikörperkonzentration zudem mit der Zeit abnehmen. Daher empfehlen die Forscher, um einer vierten Corona-Welle vorzubeugen, dass der Abstand zwischen der Erst- und Zweitimpfung wieder verkürzt werden soll. Zudem legen die Daten nahe, dass vermutlich eine Auffrischimpfung im Herbst für viele bereits doppelt Geimpfte anstehe.
Die vollständige Studie ist hier abrufbar.