Aktuelle Nachrichten zu Lufthygiene, Corona und COVID-19 aus Forschung und Wissenschaft.
Zu wenig Luftfilter an Schulen
Spiegel Online – Corona News am Donnerstag 7:41 Uhr: Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil stellt seiner eigenen Regierung in der Pandemie ein gutes Zeugnis aus. »Wir haben nicht alles richtig gemacht, einen echten Strategiefehler sehe ich in Niedersachsen aber nicht«, sagte der SPD-Politiker im Interview mit der »Braunschweiger Zeitung«. Es sei richtig gewesen, vorsichtig zu bleiben, etwa bei der Maskenpflicht an Schulen. »Die haben wir mit Ausnahme der ersten beiden Jahrgänge als eines der ganz wenigen Länder durchgehalten«, sagte Weil. Der Regierungschef räumte jedoch ein, dass es zu wenige Luftfilter an den Schulen gebe. Weil sagte: »Die Schulen sind in kommunaler Hand. Bund und Land stellen Mittel für Luftfilter zur Verfügung, der Abfluss ist aber überschaubar, das muss ich leider konstatieren.« Eltern hätten die Hoffnung, dass mit Luftfiltern keine Masken mehr im Unterricht nötig seien. »Das ist leider nicht so«, sagte der Ministerpräsident. »Luftfilter sind eine sinnvolle Ergänzung, Masken und das Lüften bleiben aber die Basis.«
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Aerosole kennen keine Grenzen
Laut der britischen Universität Cambridge bewegen sich Viren-Aerosole, die die Menschen mit Sars-CoV-2 infizieren, relativ frei in ihrer Umgebung. Sie können bis zu drei Meter weit fliegen, bevor sie zu Boden fallen und unschädlich werden. Die gefährlichen Viren halten sich keineswegs an den in der vierten Welle vorgeschriebenen Zwei-Meter-Abstand.
Forschende der Fakultät für Ingenieurswissenschaften zeigen in Kalkulationen, dass eine mit Covid-19 infizierte Person eine andere über eine Distanz jenseits der Zwei-Meter-Grenze sogar im Freien anstecken kann, wenn keine Masken getragen werden.
Mehr Informationen dazu finden Sie hier: https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wissen/mensch/2128673-Corona-Aerosole-halten-sich-nicht-an-den-Zwei-Meter-Abstand.html
Corona-Ansteckungsrisiko: Reporter testen Kino, Restaurant, Bahn und Bus
Wie hoch ist der Aerosolgehalt in der Luft und somit die Ansteckungsgefahr mit dem Coronavirus in Bus, Bahn, Kino oder Restaurant?
Ein CO2-Messgerät gibt Aufschluss darüber, wo die Luftqualität bedenklich oder sogar gefährlich ist. Prof. Dr. Walter Popp von der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene erklärt in dem Video, wo das Tragen von Masken am wichtigsten ist.
An welchen Orten besondere Vorsicht geboten ist, sehen Sie im Video: https://www.rtl.de/cms/bus-kino-restaurant-rtl-reporter-testen-wo-das-corona-infektionsrisiko-am-hoechsten-ist-4867503.html
Neue Messmethode macht Aerosole „sichtbar“
Forschende der TU Graz haben eine neue Methode entwickelt, die die Bewegungen der Aerosole in Innenräumen nachstellt. Das neuartige Verfahren kann – so die Wissenschaftler – Aussagen treffen zum relativen Risiko einer Corona-Infektion in Räumen mit hoher Raumauslastung und Personenfrequenz, wie zum Beispiel Büros.

Zeitlich gemittelte Aerosolkonzentration bei realer Atmung (links), bzw. Tracergaskonzentration für verschieden temperierte Tracergase beim kontinuierlichen Einströmen (Mitte, rechts). © Radl – TU Graz
Tracergas visualisiert Aerosole
Dazu wurde im Rahmen des Forschungsprojektes ein Tracergas entwickelt. Der Clou dabei ist: Das Tracergas verhält sich genauso wie Aerosole mit Coronaviren und ist zudem gut messbar. Auf Basis der Messergebnisse und anderer Parameter, die die Aerosol-Übertragung beeinflussen, wurden die Verbreitungswege der potentiell infektiösen Aerosole in einem Raum modelliert. Die zweite Säule, auf der die Methode fußt, sind Raumlufttests mit Dummies, die die menschliche Wärmeabgabe simulieren. Auf diese Weise wird die Thermik, die sich mit der Anzahl der Personen (= Wärmequellen) in einem Raum ändert, berücksichtigt. Eine infizierte Person wird ebenso mittels Dummy simuliert, der das Tracergas kontinuierlich „ausatmet“. Als Ergebnis der Simulationen wurde die neue Messmethode entwickelt, die die Wege der Aerosole in einem Raum dokumentiert.
Alle Infos zum Forschungsprojekt finden Sie hier.
ARD-Sendung Maischberger vom 10. November 2021: 2G, 3G und die Gefahr in Innenräumen
Die aktuelle Corona-Lage spitzt sich derzeit stark zu: Höhere Inzidenzen, mehr Ansteckungen pro Tag und deutlich mehr Todesfälle. In der ARD-Sendung Maischberger vom 10.11.2021 gab es zuletzt eine interessante Diskussion dazu. Die Frage war, ob nun 2G oder 3G (+) Regelungen, die entweder Geimpften und Genesenen (2G), oder aber geimpften, genesenen und getesteten Personen (3G), den Zutritt zu Restaurants, Kinos, Geschäften und Co. ermöglichen sollen. Hier scheiden sich die Geister: Der Politiker, Mediziner und Gesundheitsökonom Karl Lauterbach spricht sich ganz klar für 2G aus, FDP-Politikerin Christine Aschenberg-Dugnus für 3G. Aber in einer Sache sind sich beide einig: Die Gefahr einer Infektion in Innenräumen ist um ein Vielfaches höher als draußen. „Jede abgesagte Karnevalsveranstaltung in Innenräumen ist eine gute Veranstaltung“, ist sich Lauterbach sicher.
Die Sendung ist noch bis zum 10.11.2022 in der ARD-Mediathek abrufbar: https://www.daserste.de/information/talk/maischberger/videos/maischberger-die-woche-video-896.html
Vier Tipps für richtiges Lüften
Der Herbst ist da. Die Tage werden wieder kürzer, die Temperaturen kälter, die Heizsaison steht vor der Tür. Auch die vierte Welle der Corona-Pandemie hat an Fahrt aufgenommen, da sich Aerosole besonders gut in geschlossenen Räumen verbreiten. Regelmäßiges und vor allem richtiges Lüften ist daher das A und O, um das Infektionsrisiko in Innenräumen zu minimieren. Als Bonus hilft es dabei auch noch, die Heizkosten zu senken. RTL News hat daher vier Tipps zum richtigen Lüften für private Räume zusammengefasst:
- Fenster auf: Eine regelmäßige Fensterlüftung, das heißt mindestens einmal pro Stunde für drei Minuten Stoßlüften, ist wichtig.
- Klimaanlagen sind kein Ersatz für regelmäßiges Lüften: Trotz vorhandener Klimaanlagen sollte auf eine Frischluftzufuhr durch Fensterlüftung nicht verzichtet werden.
- Falls eine Person im Raum niest oder hustest, sollte direkt im Anschluss gelüftet werden.
- Bei sportlichen Aktivitäten muss mehr gelüftet werden: Wenn zum Beispiel die Kinder toben, sollte mindestens fünf Mal pro Stunde gelüftet werden.
Weitere nützliche Tipps zum richtigen Lüften, sind in unserem Beitrag zum richtigen Lüften abrufbar.
Forschungsteam will einheitliches Bewertungssystem für Raumlufttechnik entwickeln
Wissenschaftler und Techniker der Universität Halle haben das Projekt „Restart 2.0“ zur Erforschung des Ansteckungsrisikos mit dem Corona-Virus in Innenräumen gestartet. Dazu wurden bereits erste Messungen im Puppentheater Halle diese Woche vorgenommen. Ziel der Forschenden ist es, einheitliche Kriterien für ein Bewertungssystem für die Sicherheit von Veranstaltungen „vor vollem Publikum“ zu entwickeln. Das System soll konkrete Aussagen dazu machen, ob ein Raum aus Infektionsschutzsicht als „sicher“ oder „unsicher“ einzuschätzen ist. Dazu setzten sie nach eigenen Angaben neue Methoden zur Untersuchung der Strömungsverhältnisse in der Raumluft sowie Computersimulationen ein. Erste Ergebnisse sollen bis Anfang 2022 vorliegen.
Vorgängerprojekt Konzert-Experiment
Restart 2.0 ist ein Folgeprojekt zum Experiment Restart-19: Während eines Konzerts des Sängers Tim Bendzko wurde das Risiko von Indoor-Großveranstaltungen während der Corona-Pandemie experimentell erforscht. Dazu wurde beispielsweise der Nutzen der Hygienemaßnahmen und die Aerosolbelastung in der Konzert-Arena gemessen und analysiert.
Alle Infos zum Projekt sind hier abrufbar.
Neues Forschungsprojekt zur Einschätzung der Virenkonzentration in Räumen
Bereits seit April 2021 forscht ein interdisziplinäres Team aus Deutschland, Schweden, Finnland und Kanada zur Frage, wie sich Aerosole in Innenräumen verhalten. Unter dem Dach des EUREKA-Projekts NOVIRALRISK haben sich dazu Experten für Software- und Simulationstechnik sowie Industriepartner zusammengeschlossen. Ihr Ziel ist es, ein Messverfahren zu entwickeln, das hilft, die Virenkonzentration in Räumen einzuschätzen und zeitgleich die Leistung von Lüftungsanalagen zuverlässig zu bewerten. Auf Basis dieses Prüfsystems sollen Aussagen zum Ansteckungsrisiko mit dem Corona-Virus in geschlossenen Räumen, Schwimmhallen oder großen Veranstaltungsräumen gemacht werden können.
Simulationen kombiniert mit Messergebnissen
Das NOVIRALRISK-Team erstellt dazu Simulationen, die das Verhalten von Tröpfchen, beispielsweise in der Luft eines Hallenbads, mit und ohne bestimmte Belüftungssysteme darstellt. Im nächsten Schritt wird an einem physikalisch echten Forschungsprüfstand im Labor das reale Verhalten der Aerosole in der Raumluft untersucht. Durch die Berücksichtigung der Simulationen und der Messergebnisse im Forschungsprüfstand soll dann genau analysiert werden, was passiert, wenn bestimmte Luftbewegungen in Räumen, etwa durch Thermik, Fensterlüftung oder Luftreiniger, hinzukommen.
Mehr Infos zum spannenden Forschungsprojekt finden Sie hier.
Pandemie-sicheres Klassenzimmer: Mit oder ohne Luftfilter?
Immer mehr Bundesländer heben die Maskenpflicht in der Schule auf. Das Thema virenfreie Luft in Klassenzimmern gewinnt im Pandemie-Herbst 2021 zunehmend an Brisanz. Schließlich sind es vor allem die jüngsten Schüler*innen in den Grund- und weiterführenden Schulen, für die es aktuell noch keinerlei Möglichkeit gibt, sich gegen das Corona-Virus durch eine Impfung zu schützen.
Luftfilter als Allheilmittel?
Um die Klassenzimmer Pandemie-sicher zu gestalten, fördern Bund und Länder die Anschaffung und Installation von Luftfiltern. Diese sollen als flankierende Maßnahme zum klassischen Fensterlüften für virenfreie Atemluft in den Schulräumen sorgen. Auch die Forschungsergebnisse von Prof. Kähler von der Bundeswehruniversität in Neubiberg unterstützen diesen Ansatz. Soweit die Theorie. In der Praxis sind Luftfilter jedoch nicht unumstritten: Das Umweltbundesamt empfiehlt deren Einsatz daher beispielsweise nur für schlecht belüftbare Räume, da die Kosten zu hoch seien. Als weitaus weniger kostenintensiv – vor allem auf lange Sicht – wird beispielsweise die sogenannte Verdrängungslüftung empfehlen. Dazu wird ein handelsüblicher Industrieventilator ins Fenster eingebaut, der für den Luftaustausch sorgt.
Das ARD-Magazin plus minus hat nun den interessanten Beitrag „Saubere Luft im Klassenzimmer“ veröffentlicht, der sich mit der aktuellen Situation in der Schule und den kontroversen Ansichten zum Thema Luftfilter beschäftigt. Dieser ist hier abrufbar.
VDI Expertenempfehlung zu mobilen Luftreinigern
Der Verein Deutscher Ingenieure (kurz: VDI) hat eine Expertenempfehlung mit konkreten Anforderungen an mobile Luftreiniger veröffentlicht: Die „VDI EE 4300 Blatt 14: Messen von Innenraumluftverunreinigungen − Anforderungen an mobile Luftreiniger zur Reduktion der aerosolgebundenen Übertragung von Infektionskrankheiten“. Ziel ist es, einen Vergleich der unterschiedlichen Techniken und Geräte zu ermöglichen. Dazu werden konkrete Prüfkriterien zur Wirksamkeit für mobile Luftreiniger festgelegt.
Sechs Kapitel
Die Expertenempfehlung ist im September 2021 erschienen und umfasst sechs Kapitel. Darin werden unter anderem die verschiedenen Arten und Funktionsweisen von Luftreinigern sowie die unterschiedlichen Reinigungstechnologien ebenso wie diverse technischen Aspekte erläutert. Weitere Themen sind beispielsweise Empfehlungen zum Filterwechsel oder zur Positionierung des Luftreinigers im Raum sowie Aspekte wie der erzeugte Luftvolumenstrom und die Geräuschentwicklung.
Eine interessante Einschätzung des Fachverband Gebäude Klima FGK zu den Anforderungen der VDI-Expertenempfehlung ist hier nachlesbar.
Illustration: Andrey Popov @ AdobeStock . com