Aktuelle Nachrichten zu Lufthygiene, Corona und COVID-19 aus Forschung und Wissenschaft.
mRNA-Impfstoffe schützen doppelt
Gute Nachrichten aus den USA: mRNA-Impfstoffe, wie z.B. das Vakzin von Biontech/Pfizer, schützen nicht nur zuverlässig vor einem schweren Krankheitsverlauf nach einer Corona-Infektion. Sie senken – so das Ergebnis der aktuellen Studien aus den USA – sogar das Infektionsrisiko. Nach Erhalt der zweiten Impfdosis soll das Ansteckungsrisiko sogar nach Angaben der US-Amerikanischen Gesundheitsbehörde CDC um 90 Prozent sinken. Das bedeutet: Wenn jemand beide Impfungen erhalten hat, kann das Virus höchstwahrscheinlich nicht mehr weitergegeben werden, was ein großer Schritt in der Pandemie-Bekämpfung wäre, da so unentdeckte Infektionen verhindert würden und Infektionsketten erfolgreich unterbrochen werden könnten.
Via Tagesschau: tagesschau.de/ausland/amerika/mrna-impfstoffe-infektionsrisiko-101.html
Infektionstreiber Nummer 1: Privattreffen in geschlossenen Räumen
Wo stecken sich die meisten Menschen mit Corona an? Dieser für die Kontaktnachverfolgung und für daher für die Pandemie-Bekämpfung so elementaren Frage versucht ein Team von Forschern der TU Berlin auf den Grund zu gehen. Die Wissenschaftler unter der Leitung von Prof. Kai Nagel haben dabei ein Modell entwickelt, das das Infektionsgeschehen anhand einzelner Lebensbereiche analysiert.
Die Forschungsergebnisse sprechen für sich: Treffen im privaten Raum sind rund 100 Mal gefährlicher als ein Einkauf im Supermarkt. Bereiche, in denen der ungeschützte Kontakt in geschlossenen Räumen weiterhin möglich ist, tragen – so die Wissenschaftler – dramatisch zum Infektionsgeschehen bei. Kontakte im Freien bzw. in geschlossenen Räumen unter Einhaltung der Hygiene-Regeln spielen hingegen kaum eine Rolle.
Besuche von Freunden, Bekannten und Verwandten in geschlossenen Räumen sind für die Forscher daher die Infektionstreiber Nummer 1. Denn Besuche und damit direkte Kontakte dauern im privaten Umfeld meist relativ lange an, und es wird viel miteinander geredet, was die Aerosolausbreitung im geschlossen Raum und somit die Infektionswahrscheinlichkeit erhöht. Das Virus hat zudem leichtes Spiel, da bei diesen Treffen oft auf das Tragen von Masken verzichtet wird und vorab meist keine Schelltests durchgeführt wurden. Als weitere Infektionstreiber identifizieren die Forscher zudem die sogenannten „unvermeidbaren Kontakte im eigenen Haushalt“, die Schule und der Arbeitsplatz.
Den vollständigen Beitrag finden Sie unter: https://www.tu.berlin/nachrichtendetails/private-besuche-treiben-das-infektionsgeschehen/
AstraZeneca heisst jetzt „Vaxzevria“
Der Impfstoff wurde aber nicht „heimlich umbenannt“, wie zahlreiche Medien eifrig behaupten. Vielmehr war „COVID-19 Vaccine AstraZeneca“ oder kurz „AstraZeneca“ nur der vorübergehende Produktname für das Zulassungsverfahren, abgeleitet aus den Namen der beiden Herstellerfirmen Astra und Zeneca. Der Impfstoff selbst war unter dem Namen „AZD122“ entwickelt worden. Dass der Impfstoff nach der Zulassung für die endgültige Vermarktung einen Handelsnamen erhält ist alles andere als ungewöhnlich. Nun heisst er eben „Vaxzevria“. Der Impfstoff von Biontech/Pfizer heisst übrigens „Comirnaty“. Der Name ist aber auch sehr heimlich …
(Foto: Feydzhet Shabanov @ stock.adobe.com)
Viren unter Strom – Neuartige Lüftungstechnik der Fraunhofer Institute
Im Rahmen des Projekts „CoClean-up“ entwickeln die Fraunhofer Institute eine neuartige Lüftungstechnik, die Viren in Innenräumen unschädlich machen soll, indem sie „kalt verbrannt“ werden. Die schädlichen Partikel werden dabei aus der Luft gefiltert und oxidiert. Übrig bleiben nur harmloses Kohlendioxid und Wasserstoff.
Handelsübliche Raumfilter halten Viren zurück und lassen dann die gereinigte Luft übrig. Nicht so das neuartige System der Fraunhofer Institute: „Unser Raumlüfter zerstört Viren und anderes organisches Material vollständig“, so Hans-Jürgen Friedrich, Gruppenleiter am Fraunhofer Institut für Keramische Technologien und Systeme (IKTS, Dresden). Der Prozess mache „mit Corona-Viren also wirklich kurzen Prozess“. Die Filter leiten dazu die Atemluft in eine Salzlösung, in der durch zwei Elektroden eine elektrische Spannung fließt.
Hier verfangen sich die Viren und andere organische Bestandteile. An einer der Elektroden werden sie zu CO2 oxidiert, an der anderen entsteht Wasserstoff. Die Menge, die dabei übrigbleibt, ist verschwindend gering. Laut Angaben der Forscher handelt es sich um einige hundert Milliliter über mehrere Stunden bei „üblicher Raumgröße“ und „etlichen Personen“ vor Ort. Die gereinigte Luft wird zurück in den Raum geführt.
Für die Tests werden aus Sicherheitsgründen keine Corona-Viren, sondern repräsentative Surrogate verwendet, die sehr ähnliche Eigenschaften haben. Ein Prototyp wird voraussichtlich im April zur Verfügung stehen, zur Marktreife dürfte es allerdings weitere anderthalb Jahre dauern.
Ein anderes von der Fraunhofer-Gesellschaft gefördertes Projekt befasst sich mit der raumbedingten Zusammensetzung der Aerosole. Für die Aerosol-Last macht es schließlich einen Unterschied, ob still beieinandergesessen, rege diskutiert oder gar gesungen und gehustet wird. Dabei soll auch herausgefunden werden, wie sich diese jeweiligen Aerosolentypen gezielt zersetzen lassen.
DGUV-Empfehlungen zum Lüftungsverhalten an Innenraumarbeitsplätzen
Schon seit Oktober 2020 gelten die folgenden fünf Empfehlungen des Fachbereichs Verwaltung der Deutsche Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) zum Lüftungsverhalten an Innenraumarbeitsplätzen:
- Für eine ausreichende Frischluftzufuhr von außen sorgen.
- Das Verhältnis von Raumgröße zur Leistungsfähigkeit des Luftreingers beachten. Bei größeren Räumen mobile Luftreiniger in der Nähe der anwesenden Personen aufstellen.
- Luftreiniger mit HEPA-Filter (H13 oder H14) einsetzen.
- Eine Luftreinigung mit UV-C-Strahlung als Ergänzung zur Filtration kann sinnvoll sein.
- Eine Luftreinigung auf der Basis von Ozon, kaltem Plasma, Elektrofiltern oder Ionisation ist nicht zu empfehlen, da unerwünschte Reaktionsprodukte freigesetzt werden können.
LuftHygienePro folgt diesen Empfehlungen. Deshalb haben wir in unserer Übersicht mit Luftreinigungsgeräten ausschließlich Geräte mit HEPA-Filtern aufgeführt. Mit Geräten mit UV-C-Technik werden wir uns in Kürze beschäftigen.
Corona-Impfung ohne Pieks
Aktuell arbeiten mehrere Unternehmen an einer Schluckimpfung gegen das Corona-Virus. Eine Immunisierung in Tablettenform ganz ohne Spritze hat einige Vorteile – nicht nur für Angstpatienten. Sie kann in der häuslichen Umgebung ohne medizinisches Personal eingenommen werden, was die Arztpraxen und Impfzentren entlastet und auch ein großes Plus v.a. in strukturschwachen Gebieten ist. Zudem ist eine Schluckimpfung meist einfacher lager- und transportierbar (Stichwort: Einhaltung der Kühlkette nicht notwendig) und kostengünstiger in der Herstellung als sein Pendant aus der Spritze.
Laut „The Jerusalem Post“ arbeitet aktuell bereits ein israelisch- amerikanisches Pharmaunternehmen an ein einem vielversprechenden Vakzin, das wahrscheinlich auch noch wirksamer gegen neue Corona-Varianten ist (via Business Insider). Aber auch ein Team aus Wissenschaftlern der Universität Würzburg entwickelt bereits gemeinsam mit einem Pharmaunternehmen eine „Pille gegen Corona“ (Quelle: Bayerischer Rundfunk).
Filterfunktion in 2,5 Meter Höhe
Das Fachmagazin INDUSTRIAL Production berichtet online über ein Raumluftfiltersystem. Dieses vermag Viren und Schadstoffe dort abzufangen, wo die optimale Luftzirkulation stattfindet. Mit dem System CleanAirMobil vom Hersteller item soll die Zahl der in der Luft enthaltenen Partikel in einem 60 Quadratmeter großen Klassenzimmer innerhalb von 15 Minuten um über 90 Prozent reduziert werden.
„Bereits in den ersten 5 Minuten verringerte sich die Partikelanzahl im Raum um 60 Prozent. Der mobile Luftreiniger sorgt so für einen Schutz vor Viren auch in Räumen, in denen das regelmäßige Lüften gar nicht oder nur erschwert erfolgen kann“ schreibt die IP dazu. Den Beitrag findet man >hier<
Herdenimmunität in weiter Ferne?
Bisher galt die Verfügbarkeit von Impfstoff gegen Covid-19 als Knackpunkt der Pandemie-Bekämpfung. Denn sobald genügend Menschen geimpft sind – also mit dem Erreichen der sogenannten Herdenimmunität, so die langläufige Meinung – sollte die Pandemie besiegt sein. Eine Rückkehr vom „New Normal“ zu unserem „alten Alltag vor Corona“, ohne Mundschutz, Abstandsregeln und Co., ist die Hoffnung, die uns alle antreibt.
Britische Forscher zeichnen in ihrer aktuellen Studie nun ein eher düsteres Bild. Die Studie basiert auf Daten zur Corona-Pandemie und bezieht durch ein mathematisches Modell Aspekte wie z.B. Schätzungen zur Impfstoffwirksamkeit, altersabhängige Faktoren, wechselndes Infektionsgeschehe sowie unterschiedlich ausgeprägte Lockdown-Maßnahmen in die Berechnung mit ein. Auf Basis dieser Variablen wurde untersucht, wie sich die geplante Impfkampagne auf die Ausbreitung von SARS-CoV-2 wahrscheinlich auswirken wird.
Die Ergebnisse der Forscher sind dabei ernüchternd: Die Impfung gegen SARS-CoV-2 als Stand-Alone-Maßnahme zur Pandemie-Bekämpfung wird nicht zu ihrer Eindämmung führen. Selbst wenn alle impfwilligen Erwachsenen mit beiden Impfdosen versorgt sind, werden sogar im optimistischsten Prognoseszenario ohne das Einhalten zusätzliche Hygienemaßnahmen und Abstandsregeln viele Neuansteckungen und Todesfälle zu beklagen sein.
Alle Ergebnisse der Studie sind abrufbar unter: https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(21)00143-2/fulltext#seccestitle10
Tückische Aerosole: Ansteckung ohne Begegnung
Nicht die beim Husten oder Niesen ausgestoßenen größeren Tröpfchen, sondern die winzigen Aerosole sind der häufigste Weg, auf dem sich SARS-CoV-2 zwischen Menschen verbreitet. Darauf wiesen Experten der Gesellschaft für Aerosolforschung (GAeF) und weiterer Fachgesellschaften bei einer virtuellen Podiumsdiskussion hin.
Anders als erwartet, enthalten die größeren Tröpfchen weniger infektiöses Material als die kleineren ausgeatmeten Aerosole. Diese seien zudem tief lungengängig und könnten dorthin vordringen, wo sich zahlreiche Rezeptoren für SARS-CoV-2 befänden. Bereits über die normale Atmung würden die Viren wieder abgeatmet und könnten sich weiter verteilen.
Aerosole verbleiben im Raum
Wie tückisch Aerosole sind, betonte Aerosolexperte und Physiker Gerhard Scheuch: „Man kann sich auch anstecken, wenn man sich gar nicht begegnet. Das ist ja das Teuflische bei dieser Aerosolinfektion“, sagt er. „Ich gehe auf eine Toilette, da saß vielleicht eine halbe Stunde vorher jemand und hat seine Viren in der Luft hinterlassen.“ Daher sei das Lüften an viel frequentierten Orten, auch in Fahrstühlen und Aufenthaltsräumen, so wichtig.
Laut Thomas Schräder, Geschäftsführer des Fachverbands Allgemeine Lufttechnik im VDMA, gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten, die Konzentration an Viruspartikeln in der Raumluft niedrig zu halten: Den Luftaustausch, etwa durch regelmäßiges Lüften, oder den Einsatz von Luftreinigern – wenngleich auch diese keine „keine Rundumsorglos-Lösung“ darstellten. Entscheidend sei unter anderem die Platzierung im Raum, um große Teile davon spülen zu können. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass sich trotz Luftreiniger infektiöses Aerosol aufkonzentriert, so Schräder.
Aerosolansammlungen durch Plexiglaswände
Problematisch seien in dieser Hinsicht auch die vielerorts errichteten Spuckschutzwände aus Plexiglas. „Die Aerosolwolke trifft dadurch das Gegenüber zwar nicht direkt, erreicht ihn letztlich aber doch, indem sie sich im Raum verteilt“, erklärte Martin Kriegel von der Gesundheitstechnischen Gesellschaft. Raumhindernisse wie Plexiglaswände würden zudem dazu führen, dass schlecht belüftete Bereiche mit Aerosolansammlungen entstünden.
Bündel an Maßnahmen zwingend notwendig
Einig waren sich die Experten, dass der Schlüssel zur optimalen Vermeidung von Übertragungen immer ein Bündel an Maßnahmen sein muss: „Alle müssen eine Maske tragen, die Anzahl der Menschen im Raum muss niedrig gehalten werden, die Dauer des Aufenthaltes muss kurz sein und es muss eine Filtertechnik vorhanden sein“, fasste Thomas Voshaar, Chefarzt der Lungenklinik im Krankenhaus Bethanien in Moers zusammen.
Medikament gegen Nebenwirkung von AstraZeneca gefunden
Eine Forschergruppe der Uniklinik Greifswald hat offenbar das Problem der gefährlichen Nebenwirkungen des AstraZeneca-Impfstoffs geklärt: eine Immunreaktion löst die sehr seltenen Sinusvenenthrombosen aus. Und ein Medikament scheint es auch schon zu geben.
Spektrum.de berichtet heute: „Die bei den geimpften Personen gebildeten Antikörper ähnelten stark jenen, die bei HIT auftreten, sagte Greinacher auf einer Pressekonferenz.“ Als Konsequenz empfehlen die Experten der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung GTH, dass geimpfte Personen erst bei Schwindelanfällen, Sehstörungen oder Kopfschmerzen, die ab dem fünften Tag nach der Impfung mit AstraZeneca auftreten eine Überprüfung auf HIT Typ 2 beim Facharzt erfolgen sollte. In den ersten drei Tagen nach der Impfung seien solche Nebenwirkungen normal und unproblematisch. Sollte der Test auf HIT Typ 2 dann positiv verlaufen empfehlen die Experten die intravenöse Verabreichung von Immunglobulin G (IVIG). Dadurch würde die Entwicklung von Thrombosen mit hoher Wahrscheinlichkeit verhindert.
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