Aktuelle Nachrichten zu Lufthygiene, Corona und COVID-19 aus Forschung und Wissenschaft.
Aerosole einfach festkleben
Ob im Supermarkt, der Apotheke beim Bäcker oder beim Arzt: Überall sind Trennwände aus Plexiglas als Schutzwall gegen virenbelastete Aerosole aufgebaut. Sie vermitteln aber eine trügerische Sicherheit: Die Aerosole und die in ihnen potentiell enthaltenen Krankheitserreger werden von den Glasscheiben zwar abgehalten, befinden sich aber immer noch im Raum.
Mit Kleber gegen Corona-Viren
Ein Team aus US-amerikanischen Forschern hat nun eine Lösung für dieses Problem entwickelt: den Aerosol-Leim. Er besteht aus einer wasserlöslichen, chemischen Substanz. Wird er auf Oberflächen – wie beispielsweise den Plexiglastrennwänden – aufgetragen, saugt er die Aerosole quasi aus der Luft und bindet sie.
80 Prozent weniger Aerosole in der Luft nachweisbar
Die Wirksamkeit des Aerosol-Klebers wurde in einem Experiment untersucht. Dazu wurde eine Niesattacke mit hohem Aerosolausstoß simuliert. Durch die Behandlung der Oberflächen im Raum mit dem Aerosol-Leim konnte die Zahl der fliegenden Teilchen in der Luft um sage und schreibe 80 Prozent reduziert werden.
Der vollständige Forschungsbericht ist hier abrufbar.
Konzertbesuche bei Einhaltung der Hygieneregeln unbedenklich
Am 10. Juni war für die Musikerinnen und Musiker der NDR Radiophilharmonie eine Premiere. Nach über einem Jahr Corona-bedingter Zwangspause fand das erste Live-Konzert wieder statt – vor Publikum und Dummys. Das Test-Konzert wurde unter Einhaltung der aktuell gültigen Corona-Bestimmungen des Landes Niedersachsen veranstaltet. Ziel des Experiments war es herauszufinden, ob ein Konzert im Innenraum wieder sicher durchgeführt werden kann. Dazu wurde untersucht, wie sich die Aerosole im Konzertsaal verhalten (über den Versuch selbst haben wir bereits berichtet).
Konzertsäle mit Hygienekonzept sind sicher
Die Forscher des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts unter der Leitung von Dr. Wolfgang Schade haben nun die Ergebnisse des Experiments veröffentlicht: Generell spricht aus ihrer Sicht nichts gegen die Wiedereröffnung von Konzertsälen. Für den analysierten Fall bedeutet das konkret: Bei guter Lüftung, mit einer Sitzplatz-Belegung von 500 Personen im Schachbrett-Muster und ständigem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes sei eine Infektion mit dem Corona-Virus nahezu ausgeschlossen.
Zudem wurde festgestellt, dass die Körperwärme des anwesenden Publikums vertikale Luftströmen im Raum verursacht. Dadurch wurde die Lüftungssituation im Saal zusätzlich verbessert.
Im nächsten Schritt wollen die Forscher anhand der gesammelten Messdaten virologisch untersuchen und bewerten, ob eine Saal-Belegung im Schachbrett-Muster auch ohne Maske in Zukunft möglich sein könnte. Wir halten Sie auf dem Laufenden.
Zwei Drittel der eingeatmeten Aerosole gelangen in die tiefen Lungen-Areale
Es herrscht mittlerweile allgemeiner Konsens darüber, dass sich das Corona-Virus hauptsächlich über Aerosole verbreitet. Diese kleinsten Schwebeteilchen gelangen über die oberen Atemwege in den Körper. Das Virus dringt dann beispielsweise über die Nasenschleimhäute in den Körper ein und verbreitet sich von dort aus im menschlichen Organismus. Aber was passiert mit den Aerosolen, die nicht an den Schleimhäuten „hängen bleiben“?
Die Reise der Aerosole durch die Atemwege
Forscher der University of Technology Sydney haben nun untersucht, wie weit eingeatmete Aerosole in die Lunge gelangen können. Der Aufbau der menschlichen Lunge und ihrer Verästelungen ist hoch komplex. Obwohl Computersimulationen nur sehr schwer umsetzbar sind, konnten die Wissenschaftler ein Modell entwickeln, das die ersten 17 Äste der Atemwege abbildet. Das Ergebnis der Simulation ist deutlich: In diesen Lungenverzweigungen lagern sich – je nach Atemfrequenz – zwischen 32 und 35 Prozent der Viruspartikel ab. Das heißt im Umkehrschluss, dass etwa zwei Drittel der eingeatmeten Aerosole in die tiefsten Lungen-Areale gelangen.

Asymmetrisches menschliches Lungenmodell (Quelle: https://aip.scitation.org/na101/home/literatum/publisher/aip/journals/content/phf/2021/phf.2021.33.issue-6/5.0053351/20210617/images/medium/5.0053351.figures.online.f1.jpg)
Erklärung für das Phänomen des unbemerkten Sauerstoffmangels
Das Modell der australischen Forscher erklärt auch das Phänomen, dass Covid-19-Patienten viele kleine Entzündungsherde in der Lunge entwickeln und nicht – wie bei einer normalen Lungenentzündung – vereinzelte größere. Das Aveolarsystem sorgt dafür, dass der eingeatmete Sauerstoff aus der Atemluft aufgenommen wird und ins Blut übergeht. Das Corona-Virus kann die Lunge so schwer schädigen, dass der aufgenommene Sauerstoff im Blut stark sinkt. Typisch für das Virus ist, dass es viele Bereiche der Lunge schädigt, was sich in den vielen kleinen Entzündungsherden widerspiegelt. Dadurch bemerken die Betroffenen oftmals gar nicht, wie wenig Sauerstoff ihre Lunge aufnimmt. Sie bleibt noch lange elastisch, das Atmen fühlt sich für den Patienten normal an. Lediglich anhand der Parameter Atemfrequenz und Sauerstoffsättigung lässt sich erkennen, dass der Patient ein Problem hat.
Mehr Ablagerungen im rechten als im linken Lungenflügel
Ein weiteres Ergebnis der Simulation ist, dass sich im rechten Lungenflügel – speziell im Ober- und Unterlappen – mehr Viruspartikel ablagern als im linken. Dies sei auf den asymmetrischen Aufbau der Lunge sowie auf die unterschiedlichen Atemwegsströme durch die Lungenlappen zurückzuführen.
Durch die Ergebnisse der Simulation soll zum einen das Verständnis, wie das Corona-Virus übertragen wird, verbessert werden. Zum anderen soll das Modell wichtige Erkenntnisse für die Therapie von Covid-19 liefern: So könnten beispielsweise medizinische Geräte entwickelt werden, durch die gezielt Medikamente im untersuchten Bereich des Atemsystems verbreicht werden können.
Die vollständigen Ergebnisse der Studie sind hier abrufbar.
Macht es Sinn, die Maskenpflicht zu kippen?
Traumhaftes Wetter, sinkende Infektionszahlen und eine deutschlandweite Inzidenz von 13,2 – die schmerzlich vermisste „Normalität“ scheint langsam aber sicher zurückzukehren. Zahlreiche Bundesländer beginnen, ihre Einschränkungen zu lockern oder stellen dies zumindest in Aussicht. Am großzügigsten zeigen sich die Regierungen von Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Hier fiel gestern der Startschuss für die Rückkehr des Nachtlebens. Tanz-Clubs können mit beschränkter Personenzahl und strengen Hygiene-Auflagen wieder öffnen. Zudem beschloss Sachsen-Anhalt, die bislang geltenden Kontaktbeschränkungen in Kontaktempfehlungen umzuwandeln. In Brandenburg werden sogar sämtliche Kontaktbeschränkungen in der Öffentlichkeit aufgehoben.
Eine nahezu übereinstimmende Linie fahren die Bundesländer in Sachen Maskenpflicht. In Berlin, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Brandenburg und Rheinland-Pfalz können die Masken bei Aktivitäten draußen künftig in der Tasche bleiben. Tragepflicht gilt nur noch zum Teil, etwa bei dichtem Gedränge oder, wie in Bremen beschlossen, nur noch an Bushaltestellen oder Bahnhöfen. Auch an Schulen werden die Maskenregeln gelockert. Im ansonsten eher strengen Bayern dürfen Schüler ihre Masken künftig zumindest auf dem Pausenhof und bei Wandertagen ablegen.
Handels- und Lehrerverband sehen zu schnelle Lockerungen kritisch
Was den einen freut, alarmiert den anderen und so ließen die vorsichtigen Stimmen nicht lange auf sich warten: Die Bundesregierung mahnte auch angesichts neuer Virusvarianten zur Vorsicht vor allem in Innenräumen. „Wir haben alle mehr davon, wenn wir uns noch ein wenig disziplinieren“, sagte Vize-Sprecherin Martina Fietz in Berlin. Auch von Ländern, Kommunen und dem Handel kamen Warnungen vor zu raschen Lockerungen. Der Handelsverband Deutschland reagierte zurückhaltend auf Rufe nach einem Ende der Maskenpflicht. „Wir müssen jetzt alles vermeiden, was die erfolgreiche Bekämpfung der Pandemie gefährdet und möglicherweise in einen nächsten Lockdown führt.“ Kunden und Händler hätten sich an die Maskenpflicht gewöhnt. Sie sollte erst abgeschafft werden, wenn Experten aus Medizin und Politik es für verantwortbar halten.
Auch der Vorsitzende des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, zeigte sich gegenüber der Deutschen Presse-Agentur vorsichtig: „Es ist zwar richtig, dass Masken eine Belastung für die Betroffenen sind, sowohl für Lehrkräfte als auch für Schüler. Aber in der Gesamtabwägung warnen wir vor einer vorschnellen Abschaffung.“ Es gebe erhöhte Infektionszahlen bei Kindern und Jugendlichen, die bisher kaum geimpft seien. Auch rund 50 Prozent aller Lehrkräfte hätten noch keinen vollen Impfschutz.
Wissenschaftler sprechen sich für weitere Maskenpflicht aus
Und tatsächlich: Nach Ansicht von Wissenschaftlern könnte eine generelle Aufhebung der Maskenpflicht ein Wiederaufflammen der Pandemie nach sich ziehen. „Wenn wir nach dem Wegfall der Testpflicht in vielen Situation nun auch noch die Maskenpflicht fallen lassen, sind wir im Grunde in einem ungestörten Leben wie vor der Pandemie“, sagte Eberhard Bodenschatz vom Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen. Das Virus aber sei noch da und wesentlich infektiöser durch Mutationen. „Warum soll die Pandemie dann nicht wiederkommen?“.
Laut Aerosolforscher Christof Asbach stellt sich in Innenräumen die Frage des akzeptablen Risikos. „Die Wahrscheinlichkeit in Innenräumen auf einen Infizierten zu treffen, bleibt mit und ohne Maskenpflicht gleich“, sagte der Präsident der Gesellschaft für Aerosolforschung der dpa. „Das Risiko, sich anzustecken, ist ohne Maske natürlich höher.“ Er plädiere auch an die Vernunft der Menschen, sich unabhängig von Vorgaben in kritischen Situationen zu schützen.
Berliner Corona-Formel berechnet mögliche Personenzahl in geschlossenen Räumen
In vielen Bundesländern wird die Anzahl an Personen, die zeitgleich ein kulturelles Event in einem geschlossenen Raum besuchen darf, entsprechend der Corona-Schutzverordnung vorgegeben. Diese berechnet sich unter anderem nach aktueller 7-Tages-Inzidenz und der Raumgröße.
Die Bundeshauptstadt geht nun einen anderen, flexibleren Weg: Die sogenannte Berliner Corona-Formel berechnet unter Einbezug von situationsspezifischen Gegebenheiten, wie viele Personen sicher an einer kulturellen Veranstaltung in einem Innenraum teilnehmen können. Dazu werden unter anderem folgende Variablen in Beziehung gesetzt: der sogenannte virenfreie Zugluftvolumenstrom (also quasi die Frischluftzufuhr), die Belüftungsart, die im Raum getragene Maskenart (Alltagsmaske vs. medizinische Maske vs. FFP2-Maske) und die Dauer des Aufenthalts.
Die Berliner Formel mag auf den ersten Blick kompliziert wirken. Sie liefert allerdings einen wertvollen Ansatzpunkt, da sie die situativen Gegebenheiten von Räumen mit ins Kalkül zieht und eine präzisere Grundlage für die Berechnung von Teilnehmerzahlen für Events sein könnte, als die starren Zahlen, die die Corona-Schutzverordnung bisher vorgab.
Comeback von Konzerten in Sicht?
Egal ob Klassikkonzert oder Rockfestival – die Pandemie verschont kein Großereignis, auch in diesem Jahr nicht. Trotz sinkender Inzidenzwerte wurde eine kulturelle Großveranstaltungen nach der anderen abgesagt. Eine Versammlung vieler Menschen an einem Ort wird aktuell noch als großes Risiko eingeschätzt. Zu groß ist die Befürchtung, dass sie sich als Superspreading-Event entpuppt.
Back to Normal für Kulturveranstaltungen?
Forscher des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts haben es sich zum Ziel gesetzt, über Ansteckungsgefahren u.a. bei öffentlichen Veranstaltungen aufzuklären. Das Team unter Leitung von Wolfgang Schade möchte so seinen Beitrag zum „Back to Normal“ für kulturelle Großveranstaltungen leisten. Dazu führen sie unter anderem Testkonzerte durch und sammeln dabei Daten, um wissenschaftlich fundierte und belastbare Erkenntnisse zu erhalten.
Bereits im Herbst wurden erste Experimente – beispielsweise im Konzerthaus Dortmund, allerdings noch ohne Zuschauer – durchgeführt. Das Fazit lautete schon damals, dass bei einem Konzert- oder Kinobesuch mit festen Sitzplätzen auch in einem geschlossenen Raum ein sehr geringes Ansteckungsrisiko besteht – jedoch nur, wenn die Hygiene-Auflagen (Abstand und Maske) eingehalten werden. Der Dreh- und Angelpunkt sei dabei eine gute Lüftungsanlage, die einen kompletten Luftaustausch mit Frischluft alle 20 Minuten ermöglicht.
Testkonzert als Feldexperiment
Ein weiteres Testkonzert fand letzte Woche in der NDR Radiophilharmonie statt. Das Ensemble spielte vor 130 Beschäftigten eines Gesundheitsunternehmens, die vollständig geimpft sind, und so keiner Infektionsgefahr ausgesetzt waren (laut aktueller Corona-Schutzverordnung wären sogar noch mehr Zuhörende erlaubt gewesen). Das Plenum wurde mit Dummys aus Schaufensterpuppen, die das menschliche Atmen simulieren, aufgefüllt. Das komplette Publikum – Dummys und Menschen – wurde im sogenannten Schachbrettmuster gesetzt, d.h. jeder zweite Platz im Saal blieb unbesetzt. Die Verteilung der Aerosole im Nahfeld wurde nun von den Forschern ins Visier genommen. Die Ergebnisse des Experiments werden mit Spannung erwartet. Selbstverständlich halten wir Sie auf dem Laufenden.
Weitere Infos zum Experiment finden Sie unter https://www.nmz.de/kiz/nachrichten/noch-lange-mit-maske-aerosolforscher-untersucht-konzert .
Aerosol-Experten geben grünes Licht für Public Viewing zur Fußball-EM
Die Fußball Europameisterschaft 2021 steht in den Startlöchern: Bereits morgen findet das Eröffnungsspiel Türkei gegen Italien statt. Am kommenden Dienstag greift dann auch die deutsche Fußballnationalmannschaft ins Geschehen ein. Und spätestens dann stellt sich für viele die Frage: „Wie und wo kann ich trotz Corona mit meinen Freunden Fußball schauen?“. Ist ein Sommermärchen 2021 mit großem Fußball-Fest überhaupt in der Pandemie möglich?
Klares Ja zu Outdoor-Public-Viewing
Aerosol-Forscher Gerhard Scheuch gibt in seinem Interview mit dem WDR ein klares „Go“ für das Public Viewing zur Fußball-EM. Da die Infektionsgefahr mit dem Corona-Virus in geschlossenen Innenräumen deutlich höher ist, geht seine Empfehlung deutlich zur Open-Air-Variante (Ein ausführlicher Beitrag zur Studie, auf der diese Empfehlung beruht, ist hier abrufbar). Gegen ein gemeinsames Anfeuern der Nationalmannschaft im Freien sei nichts einzuwenden. „Public Viewing ist die absolut bessere Alternative zum Fußballgucken vorm eigenen Fernseher mit fünf, sechs Kumpels zu Hause“, so Scheuer im Gespräch mit dem WDR weiter. Es können zwar an der frischen Luft vereinzelt Infektionen mit dem Corona-Virus stattfinden, aber sogenannte Cluster-Infektionen seien im Feien sehr unwahrscheinlich.
AHA-Regeln auch beim Public View wichtig
Um das Ansteckungsrisiko trotzdem so gering wie möglich zu halten, sollten zusätzlich die AHA-Regeln eingehalten werden. Man solle mindestens 1,5 Meter Abstand zu anderen halten und sich von überfüllten Orten fern halten. Wenn sich der Aufenthalt in einem geschlossenen Raum nicht vermeiden lässt – wie beispielsweise beim Besuch der Toilette – sollte darauf geachtet werden, dass diese gut belüftet sind.
Ansteckungsgefahr Torjubel?
Wenn die eigene Mannschaft ein Tor schießt, sind die Abstandsregeln im Überschwang der Gefühle schnell mal vergessen. Auf Kosten der Gesundheit? Scheuch gibt im Gespräch auch hier Entwarnung: Gegen einen kurzen Torjubel sei im Freien nichts einzuwenden. Da man sich in den Armen liege, würden die Aerosole ja quasi aneinander „vorbeigepustet“. Bisher seien Ansteckungen außerhalb geschlossener Räume nur dann aufgetreten, so Scheuch weiter, wenn die Personen sich rund 15 Minuten vis-a-vis gestanden hätten.
Inzidenz bestimmt Personenanzahl und Lokalität
Die Größe der Party – sowohl im öffentlichen als auch im privaten Raum – wird durch die aktuell vorherrschende 7-Tages-Inzidenz vor Ort bestimmt. Zudem ist sie auch die maßgebliche Größe dafür, ob und wie Restaurants und Biergärten öffnen dürfen sowie dafür, ob es eine Sperrstunde gibt.
Das vollständige Gespräch mit Gerhard Scheuch ist hier nachzulesen bzw. nachzuhören.
Comirnaty: Eingeschränkte Wirksamkeit bei Beta- und Delta-Variante
Die Delta-Variante des Coronavirus, die zuvor als indische Mutation bekannt war, grassiert aktuell in Großbritannien. Die Zahl der Corona-Infizierten steigt dort wieder deutlich an. Und das, obwohl die Impfquote im Land recht hoch ist: Aktuell haben rund 60 Prozent der Briten mindestens die erste Corona-Impfung erhalten, stattliche 40 Prozent der Bevölkerung sind bereits komplett immunisiert (Stand: 08.06.2021, 11.30 Uhr).
Die steigenden Infektionszahlen bei gleichzeitig steigender Impfquote legen den Schluss nahe, dass die aktuell zugelassenen Impfstoffe gegen diese Variante des Virus nicht so effektiv wirksam sind, wie gegen andere. Diese These wurde nun durch eine Laborstudie, die im britischen Fachjournal The Lancet veröffentlicht wurde, bestätigt. Die Forscher analysierten dabei die impfstoffinduzierte Antikörperbildung gegen die neuen Corona-Mutanten nach einer Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer.
Geringere Wirksamkeit bei Beta- und Delta-Variante
An der Studie nahmen 250 gesunde Menschen im Alter von 33 bis 52 Jahren teil. Das Blut der Probanden wurde für die Studie auf Antikörper gegen das Coronavirus hin analysiert. Zum Zeitpunkt der Probenentnahme lag bei den Studienteilnehmern die erste Impfung mit dem Vakzin von Biontech/Pfizer beziehungsweise die Zweitimpfung maximal drei Monaten zurück. Die Forscher suchten im Blut generell nach Antikörpern gegen das Coronavirus. Im zweiten Schritt wurde die Antikörperkonzentration gegen die einzelnen Virus-Varianten analysiert. Das Ergebnis: Nach vollständiger Immunisierung durch zwei Impfdosen bildeten sich bei den Probanden im Vergleich zum Impfschutz gegen den ursprünglichen Coronavirus, der in Wuhan erstmals diagnostiziert wurde, knapp sechs mal weniger Antikörper gegen die Delta-Mutation sowie fünf mal weniger gegen die Beta-Variante (Südafrikanische Mutante).
Wenig Schutz nach Erstimpfung
Die Blutproben der bisher nur einfach geimpften Studienteilnehmer wiesen sogar eine noch viel geringere Antikörperkonzentration auf:
- Bei 79 Prozent der analysierten Proben waren neutralisierende Antikörper gegen den ursprünglichen Virenstamm nachweisbar,
- bei 50 Prozent waren Antikörper gegen die Alpha-Variante (Britische Mutante) gebildet worden,
- lediglich 32 Prozent der Proben verfügten über Antikörper gegen die Delta-Variante,
- und magere 25 Prozent der Studienteilnehmer hatten Antikörper gegen die Beta-Variante gebildet.
Eine weitere Beobachtung der Forscher war, dass speziell bei älteren Menschen der Impfschutz gegen die Delta- und Beta-Variante geringer ist und die Antikörperkonzentration zudem mit der Zeit abnehmen. Daher empfehlen die Forscher, um einer vierten Corona-Welle vorzubeugen, dass der Abstand zwischen der Erst- und Zweitimpfung wieder verkürzt werden soll. Zudem legen die Daten nahe, dass vermutlich eine Auffrischimpfung im Herbst für viele bereits doppelt Geimpfte anstehe.
Die vollständige Studie ist hier abrufbar.
Spürhunde erschnüffeln Corona-Infektion
Malaria, Parkinson, Krebs und jetzt auch Corona: Hundenasen sind wahre Meister im Erschnüffeln von Krankheiten. Für eine aktuelle Versuchsreihe der London School of Hygiene and Tropical Medicine (LSHTM) wurden sechs Hunde so trainiert, dass sie alleine durch ein Schnüffeln an getragenen Socken oder T-Shirts eine Person, die sich mit dem Covid-19-Virus infiziert hat, erkennen. Mit einer Genauigkeit von 94 Prozent hat der Primus der Schnüffelbande – ein vierjähriger Labrador namens Tala – eine Corona-Infektion erkannt, und das sogar bei symptomlos Erkrankten.
Für die Studie schnüffelten die Hunde an Socken von 400 Probanden. Die Hälfte der Studienteilnehmer war zuvor positiv auf das Corona-Virus getestet worden, hatte aber einen symptomlosen oder sehr leichten Krankheitsverlauf. Die zweite Hälfte diente als Kontrollgruppe. Mit einer Erfolgsquote von 82 bis 94 Prozent haben die sechs eingesetzten Hunde dabei die Corona-Infizierten Probanden erkannt. Die gesunden Studienteilnehmer wurden mit einer Trefferwahrscheinlichkeit von 76 bis 92 Prozent aufgespürt.
Ende der lästigen Testerei?
Können die Vierbeiner also einen konventionellen Corona-Test ersetzen? Leider nein. Ein traditioneller PCR-Test ist nach wie vor der sicherste Nachweis einer Corona-Infektion. Was der Geruchssinn der Hunde allen Tests voraus hat, ist jedoch der Zeitfaktor. Denn selbst ein Antigen-Schnelltest, der bei asymptomatischen Krankheitsverläufen weniger verlässlich ist, benötigt rund 15 Minuten, bis er ein Ergebnis anzeigt. Der Einsatz von auf den Corona-Virus trainierten Spürhunden könnte sich daher zum Beispiel bei Menschenansammlungen wie an Flughäfen oder in Fußballstadien lohnen. Signalisiert ein Hund, dass jemand mit dem Corona-Virus infiziert ist, kann dies im zweiten Schritt mit einem PCR-Test verifiziert werden.
Fünf Praxis-Tipps für gute Raumluft
Innenräume gelten gemeinhin als die Hauptansteckungsquelle für Covid-19. Um das Infektionsrisiko in diesen Räumen möglichst gering zu halten, muss die Aerosolkonzentration gesenkt werden. Dies erreicht man durch einen Austausch der Raumluft mittels Lüften oder technischer Hilfsgeräte. In einem aktuellen Beitrag gibt die Zeitschrift Apotheken Umschau daher fünf Tipps, wie die Luft in geschlossenen Räumen möglichst sauber und virenfrei bleibt:
- Klimaanlagen mit Hepa-Filtern nutzen, da sie Aerosole zuverlässig aus der Luft filtern.
- Reinigung der Luft mittels UV-Desinfektion. Diese Form der Luftreinigung ist allerdings nur möglich, wenn sich im Raum keine Menschen aufhalten, da die kurzwellige UV-C-Strahlung als gesundheitsschädlich gilt.
- Einsatz von CO2-Messgeräten speziell in Klassenzimmern. Wenn dann eine kritische CO2-Konzentration erreicht wird, muss der Raum gelüftet werden.
- Nutzung von Verneblern mit Desinfektionsmitteln.
- Fenster auf und lüften, lüften, lüften!
Die Tipps der Apotheken Umschau decken sich also nahezu vollständig mit unseren Praxistipps zum richtigen Lüften. Deshalb gilt aktuell bei der Pandemie-Bekämpfung: Fenster auf und lass die Sonne rein!
Illustration: Andrey Popov @ AdobeStock . com